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Zwölfter Brief: Abaelard an Heloisa

(Abaelards Glaubensbekenntnis)

Liebe Schwester Heloisa, einst mir teuer in der Welt, nun erst ganz teuer in Christus: um der Logik willen bin ich der Welt verhaßt. Die blinden Blindenleiter, deren Weisheit Verderben ist, behaupten nämlich, m der Logik sei ich zwar wohlbewandert, aber im Paulus - da hinke ich stark. Und während sie meinen Scharfsinn preisen, verdächtigen sie die Reinheit meines christlichen Glaubens. Denn, wie mir scheint, folgen sie nur ihrem Vorurteil, statt durch die Erfahrung sich leiten zu lassen.

Ich will nicht in der Weise Philosoph sein, daß ich den Paulus zurückstieße, nicht so Aristoteles, daß ich von Christus getrennt würde. Denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel, in dem ich selig werden könnte. Ich bete an Christus, der zur Rechten des Vaters regieret. Ich umfasse ihn mit den Armen des Glaubens, der im jungfräulichen Fleisch, das er vom Heiligen Geist empfangen, Herrliches wirkt in der Kraft Gottes. Und daß die unruhige Sorge und jeglicher Zweifel aus deinem Herzen weiche, so halte das fest, daß ich mein Gewissen auf jenen Felsen gegründet habe, auf dem Christus seine Kirche erbaut hat. Und des Felsens Aufschrift will ich dir in kurzen Worten mitteilen. Ich glaube an den Vater, Sohn und Heiligen Geist, an den von Natur einen und wahren Gott, der in seinen Personen die Dreieinigkeit so darstellt, daß er in seiner Wesenheit stets die Einheit bewahrt. Ich glaube, daß der Sohn in allem dem Vater gleich ist, an Ewigkeit, Macht, Willen und Werk. Ich folge nicht dem Anus, der verblendeten Sinns, ja, von teuflischem Geiste verführt, Stufen m der Dreieinigkeit annimmt, indem er lehrt, daß der Vater größer, der Sohn kleiner sei, und das Gebot vergißt: »Du sollst nicht auf Stufen zu meinem Altar heraufsteigen.« Denn auf Stufen steigt zum Altar Gottes empor, wer ein Früher und Später m der Dreieinigkeit setzt. Auch den Heiligen Geist bekenne ich als wesensgleich und eins mit dem Vater und dem Sohne, wie denn meine Schriften vielfach erklären, daß ihm der Name der Liebe zukomme. Ich verdamme den Sabellius, der behauptet, daß Vater und Sohn ein und dieselbe Person seien und daß der Vater gelitten habe, woher seine Anhänger Patripassianer heißen.

Ich glaube auch, daß der Gottessohn zum Menschensohn geworden, daß er, obwohl eine Person, aus und in zwei Naturen besteht. Der, nachdem er seine Aufgabe in der angenommenen Menschennatur erfüllt hatte, gelitten hat, gestorben und auferstanden ist, aufgefahren gen Himmel, von dannen er wieder kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten.

Ich behaupte auch, daß in der Taufe alle Sünden vergeben werden; daß wir der Gnade bedürfen, um das Gute anzufangen und zu vollenden, und daß die Gefallenen durch Buße wiederhergestellt werden. Über die Auferstehung des Fleisches aber — was brauche ich darüber zu sagen, da ich mich des Christennamens vergeblich rühmen würde, wenn ich nicht glaubte, daß ich auferstehen werde? 

Dies also ist der Glaube, auf welchem ich ruhe, aus dem ich meine feste Hoffnung schöpfe. Auf ihn ist mein Heil gegründet, und so fürchte ich nicht das Geheul der Scylla, ich spotte der strudelnden Charybdis. und der todbringende Sang der Sirenen schreckt mich nicht. Mag der Sturm hereinbrechen, ich wanke nicht; mögen die Winde blasen, ich stehe fest. Denn auf einen starken Felsen bin ich gegründet.

 

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