Diese Internetseiten haben zum Ziel, alles vorhandene Quellenmaterial zu den Nachschriften der Vorträge Rudolf Steiners so vollständig wie möglich im Internet zu veröffentlichen, um der gesamten Menschheit diesen großen Schatz zur Verfügung zu stellen. Dabei handelt es sich um Hörernotizen, Vortragsnachschriften und - zum größten Teil - um Klartext-Übertragungen mitstenografierter Vorträge, auch Klartext-Nachschriften genannt. So kann jeder anhand von Vergleichen selbst herausfinden, was Rudolf Steiner wirklich gesagt hat und wie es in den verschiedenen Ausgaben bearbeitet - und somit auch verändert - wurde. Und nicht zuletzt findet man dabei auch eine ganze Menge bislang unveröffentlichten Materials.

Rudolf Steiners Werk ist seit 1996 gemeinfrei, gehört somit auch rechtlich gesehen der gesamten Menschheit. Er selbst hätte einen viel früheren Zeitpunkt für die Freigabe seines Werkes gewählt, wie sich an den unten zitierten Stellen zum geistigen Eigentum zeigt; selbst die damals geltende Schutzfrist von 30 Jahren erschien ihm noch als zu lang. Und was hätte er wohl dazu gesagt, daß 85 Jahre nach seinem Tod ein Teil seines Vortragswerkes immer noch unveröffentlicht ist und in den Archiven verstaubt? Er hat dafür selbst einen passenden Ausdruck gefunden (siehe unten, drittes Zitat): Es wurde eingesargt. Diese Internetseiten sollen dazu beitragen, es aus diesem Sarg nun wieder zu befreien.

"Der Mensch verdankt das, was er schaffen kann aus seinen geistigen Fähigkeiten, der menschlichen Sozietät, der menschlichen sozialen Ordnung. Es gehört einem in Wahrheit nicht. Warum verwaltet man sein geistiges Eigentum? Bloss deshalb, weil man es hervorbringt; dadurch, dass man es hervorbringt, zeigt man, dass man die Fähigkeiten dazu besser hat als andere. Solange man diese Fähigkeiten besser hat als andere, solange wird man im Dienste des Ganzen am besten dieses geistige Eigentum verwalten. Nun sind die Menschen wenigstens darauf gekommen, dass sich nicht endlos forterbt dieses geistige Eigentum. Dreissig Jahre nach dem Tode gehört das geistige Eigentum der gesamten Menschheit. Jeder kann dreissig Jahre nach meinem Tod drucken, was ich hervorgebracht habe. Man kann's in beliebiger Weise verwenden; und das ist recht. Ich wäre sogar einverstanden, wenn noch mehr Rechte auf diesem Gebiet wären. Es gibt keine andere Rechtfertigung dafür, dass man geistiges Eigentum zu verwalten hat, als dass man, weil man es hervorbringen kann, auch die besseren Fähigkeiten hat [...] Das wird ein gesunder Weg sein zur Sozialisierung des Kapitals, wenn wir dasjenige, was sich heute als Kapitalien im Erbschaftsrecht, im Entstehen von Renten, von Müssiggängerrecht, von überflüssiger Menschen Recht, was so sich aufhäuft in Kapitalien, in Fluss bringen im sozialen Organismus; darauf kommt es an. Wir brauchen gar nicht einmal zu sagen: Privateigentum muss Gesellschaftseigentum werden.  Der Eigentumsbegriff wird überhaupt keinen Sinn haben."
Rudolf Steiner am 25. April 1919 (zitiert nach der Klartextnachschrift)

"Denn wie denkt man über das geistige Eigentum? So denkt man, daß man bei dem, was man geistig erwirbt, dabei sein muß. Man kann nicht gut sagen: Was ich als geistiges Eigentum hervorbringe, das solle durch Gemeinwirtschaft oder durch genossenschaftliches Bewirtschaften hervorgebracht werden. Das wird man schon dem Einzelnen überlassen müssen. Denn es wird am besten dadurch hervorgebracht, daß der Einzelne mit seinen Fähigkeiten und Talenten dabei ist, und nicht, wenn er davon getrennt wird. Aber man denkt doch sozial, indem das, was man geistig hervorbringt, dreißig Jahre nach dem Tode des Schaffenden – es könnte vielleicht die Zeit viel verkürzt werden – nicht mehr den Erben gehört, sondern demjenigen, der es wieder am besten der Allgemeinheit zugänglich machen kann." 
Rudolf Steiner am 15. September 1919 (zitiert nach GA 333, S. 88)

"Es handelt sich durchaus darum, daß da ein wichtiges Material vorhanden wäre. - Es ist «eingesargt». Die Dinge werden gedruckt, werden an die Mitglieder der Dreigliederungskreise gesandt, an die Dreigliederungsbünde gesandt, werden da vorgelesen in kleinen Zirkeln. Dasjenige, was «weltmännisch» gedacht war, wurde wiederum zu einem Sektiererischen gemacht. Es tut einem im Interesse der Sache weh, daß die Dinge nicht aufgegriffen, sondern so behandelt werden.
Im Grunde genommen eine verlorene Arbeit, die verwendet ist auf so etwas - was wahrhaftig aus Weiten hergeholt wird! -, wenn es nicht aufgegriffen wird, nicht weiterverarbeitet wird, wenn nicht gearbeitet wird in diesem Sinne.
Das ist aber dasjenige, was notwendig ist, und was wir heute vor allen Dingen nötig haben!
Es geht nicht, daß wir diese Dinge in sektiererischer Art in kleinen Zirkeln vorlesen; sondern es sind durchaus Sachen, an denen man weiterarbeiten kann. Überall sind Keimpunkte zur Weiterarbeit! Und warum erarbeitet man denn so etwas, wenn es dann einfach daliegt als gedrucktes Material, und sich niemand im Ernste doch eigentlich darum kümmert? Aber darum handelt es sich: Wenn weitergearbeitet wird, kann man wirklich diejenigen Dinge, auf die im Speziellen hingewiesen worden ist, weiter verfolgen. Das ist es, was nötig ist, daß man die Dinge weiter verfolgt in der Arbeit; es sind ja da Keime, die gegeben werden auf Erden. Wirklich tatkräftiges Arbeiten ist das: Herausheben unserer Bewegung aus dem Zeichen des Sektiererischen, währenddem wir, wenn wir die Dinge einfach so nehmen, wie sie sind, und sie wieder ins Sektiererische hineintragen, nicht weiterkommen können. Es ist der Inhalt der Sachen, die durch anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft gegeben werden, nicht so, daß er irgendwie sich eignet für eine sektiererische Bewegung; sondern er ist durchaus so, daß er hineingestellt werden kann als etwas, was Impulse abgeben kann für Weltwirkung.
Aber dazu ist eben notwendig, daß jeder seine Kraft einsetzt. Wir stehen heute vor der Notwendigkeit, die Dinge auch ins Praktische hineinzutreiben. Wir kommen nicht vorwärts, wenn das nicht ernstlich aufgenommen wird, wenn nicht tatsächlich eingesehen wird, wie der wahre Geist auch in die wahre Praxis hinein arbeiten kann.
Dann muß aber eben so etwas getan werden, was nicht die Dinge einsargt, sondern was sie aufnimmt, was sie in lebendigem Sinne fortwirkend erweist."
Rudolf Steiner am  8. Februar 1921 (zitiert nach GA 203, S. 223)