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Rudolf Steiner, Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt

ERSTER VORTRAG

Düsseldorf, 12. April 1909, vormittags

Dieser Vortragszyklus wird uns in hohe Gebiete des geistigen Lebens führen, wird uns sozusagen von unserem Wohnplatze der Erde nicht nur hinausführen in die physischen Raumeswelten, sondern er wird uns auch hinaufführen in die geistigen Welten, aus denen ja die physische Raumeswelt ihren Ursprung genommen hat. Aber gerade ein solcher Vortragszyklus wird Ihnen zeigen, daß alles Wissen und alle Weisheit im Grunde genommen darauf abzielt, uns das große, das größte der Rätsel zu lösen, das Menschenrätsel. Denn um den Menschen verständlich zu machen, müssen die Dinge weit, weit hergeholt werden. Nun ist es ja allerdings notwendig, daß derjenige, der diesen Kursus verfolgen will, mit einigen geisteswissenschaftlichen Grundbegriffen bereits ausgerüstet ist, aber das sind ja im Grunde genommen alle die verehrten Zuhörer. Und so dürfen wir denn in diesem Zyklus einmal vielleicht den Geistesflug ganz besonders hoch gestalten, wenn auch immer die Bemühung vorliegen soll, die Dinge, die ja so weit hergeholt werden müssen, so verständlich wie möglich zu machen.

Wenn wir zu sprechen haben von dem, was man geistige Hierarchien nennt, so bedeutet das ja, daß unsere Seelenaugen hinaufsteigen sollen zu denjenigen Wesenheiten, welche ihr Dasein über dem Menschen haben hier auf unserer Erde. Wir können sozusagen für sichtbare Augen nur durch Wesenheiten aufsteigen, welche vier Stufen einer Hierarchie darstellen: die mineralische Welt, die pflanzliche Welt, die tierische Welt, die menschliche Welt. Und über dem Menschen beginnt eine Welt von unsichtbaren Wesenheiten, und es ist dem Menschen durch die Erkenntnisse des Übersinnlichen, soweit sie ihm möglich sind, gegeben, eine Strecke hinaufzusteigen zu denjenigen Mächten und Wesenheiten, die in der übersinnlichen, in der unsichtbaren Welt die Fortsetzung dieser innerhalb der Erde befindlichen viergliedrigen Stufenfolge sind. Dasjenige Wissen und die Forschung, die uns in diese Gebiete führen, sie sind ja, wie Sie alle wissen, nicht etwas, was etwa erst in unserer Zeit hereintritt in die menschliche Entwickelung; es gibt eine — wir können sie so nennen — Urweltweisheit. Denn dasjenige, was der Mensch ergründen kann, was der Mensch wissen und erkennen kann, was er sich erringt an Begriffen und Ideen, was er sich erringt an Imaginationen und Inspirationen und Intuitionen des Hellsehens, alles das wird ja sozusagen vom Menschen nur nacherlebt, und vorgelebt und vorgewußt haben es eben die über dem Menschen stehenden Wesenheiten. Wenn wir einen trivialen Vergleich gebrauchen dürfen, so könnten wir sagen: Erst hat der Uhrmacher die Idee, den Gedanken der Uhr, dann verfertigt er danach die Uhr. Die Uhr ist gebildet nach den Gedanken des Uhrmachers, die vorangegangen sind, und hinterher kann jemand die Uhr zergliedern, analysieren und nachstudieren, welchen Gedanken des Uhrmachers diese Uhr entsprungen ist. Ein solcher denkt dann die Gedanken des Uhrmachers nach. So nur kann sich der Mensch im Grunde genommen in seinem heutigen Entwickelungssta-dium verhalten gegenüber der Urweltweisheit — der über ihm stehenden geistigen Wesenheiten. Sie haben sie zuerst gehabt: die Imaginationen, die Inspirationen, die Intuitionen, die Ideen und Gedanken, nach denen unsere Welt, wie sie um uns herum uns vorliegt, gebildet ist. Und der Mensch wiederum findet in dieser Welt diese Gedanken, Ideen; und wenn er sich emporhebt zum hellseherischen Schauen, so findet er auch die Imaginationen, Inspirationen, Intuitionen, durch die er eindringt wiederum in die Welt der geistigen Wesenheiten. Daher können wir sagen: Ehe denn unsere Welt war, war diejenige Weisheit, von der wir eigentlich zu sprechen haben. Sie ist der Plan der Welt.

Also bis wohin müssen wir, wenn wir innerhalb der Wirklichkeit bleiben, zurückgehen, wenn wir diese Urweltweisheit antreffen wollen? Müssen wir zurückgehen bis in irgendeine geschichtliche Zeitperiode, wo dieser oder jener große Lehrer gelehrt hat? Gewiß, wir können viel lernen, wenn wir da- oder dorthin zurückgehen in die geschichtlichen Zeitepochen und bei den großen Lehrern Schüler werden. Aber um in ihrer wahren, höchsten Gestalt die Urweltweisheit anzutreffen, müssen wir zurückgehen bis zu jener Zeit, da noch keine äußere sichtbare Erde, keine für die Sinne um uns herum existierende Welt war; denn aus der Weisheit selber heraus ist die Welt entsprungen. Aber diese Weisheit, nach der die göttlich-geistigen Wesenheiten unsere Welt gebildet haben, sie wurde auch dem Menschen nachher zuteil. Der Mensch konnte in seinem Denken hinterher die Gedanken schauen, die Gedanken wahrnehmen, nach denen die Götter die Welt gebildet haben. Und nachdem diese Urweltweisheit, diese Weisheit der Weltenschöpfer mancherlei Gestalten durchgemacht hat, kam sie in einer Art, wie es ja vielen von Ihnen bekannt ist, nach der großen atlantischen Epoche zu den alten heiligen Rishis unserer ersten nachatlantischen Kultur, zu den großen Lehrern Indiens.

Diese Urweltweisheit war damals bei den großen, erhabenen Rishis in einer Gestalt vorhanden, von der sich die heutige Menschheit nur sehr, sehr wenig vorstellen kann. Denn die menschlichen Denkfähigkeiten, die menschlichen Empfindungsfähigkeiten haben sich sehr geändert, seit Indiens große Lehrer zuerst die nachatlantische Menschheit belehrt haben; und wenn ohne weiteres viel von dem heute ausgesprochen würde, was aus dem Munde der heiligen Rishis geklungen hat, die meisten Seelen von heute würden auf der ganzen Erde kaum etwas anderes hören als Worte und wieder Worte. Es gehören eben noch andere Empfindungsfähigkeiten, als sie die Menschheit jetzt hat, dazu, um das wirklich zu verstehen, was zuerst als Weisheit zu der nachatlantischen Menschheit gekommen ist. Denn alles das, was aufgezeichnet worden ist von dieser Weisheit, alles, was in den schönsten und besten Büchern von dieser Urweltweisheit aufgezeichnet worden ist, das ist doch alles nur ein schwacher Nachklang der Urweltweisheit selber. Das ist in vieler Beziehung getrübte, verdunkelte Weisheit. Und wenn sie noch so schön, noch so erhaben sind, die Veden, wenn noch so schön die Lieder des Zarathustra klingen, wenn noch so herrlich zu uns spricht Ägyptens uralte Weisheit — alles, alles das, wir können es gewiß nicht genug bewundern, aber was aufgeschrieben ist, das gibt nur in einem getrübten Lichte die große Weisheit des Hermes, die große Weisheit des Zarathustra oder gar die erhabenen Erkenntnisse, welche die alten Rishis verkündet haben. Doch diese erhabene Weisheit, sie ist der Menschheit aufbewahrt geblieben, sie war immer vorhanden in gewissen, allerdings engen Kreisen, welche die heiligen Geheimnisse, wie man diese Erkenntnisse nennt, behüteten. In den Mysterien Indiens, Persiens, Ägyptens, Chaldäas, in den christlichen Mysterien und so weiter bis herauf in unsere Zeit ist aufbewahrt geblieben alles das, was Urweltweisheit der Menschen ist. Bis vor kürzester Zeit war es eigentlich nur möglich, in diesen engsten Kreisen selber nicht die Buchweisheit, sondern die lebendige Weisheit zu vernehmen. Aus Gründen, die gerade in diesem Vortragszyklus klar werden können, ist in unserer Zeit die Epoche gegeben, in welcher in größerem Umfang herausdringen soll in größere Massen der Menschheit dasjenige, was in kleinen Kreisen als Lebendiges aufbewahrt worden ist. Denn versiegt ist sie niemals, die Urweltweisheit der heiligen Rishis zum Beispiel. Sie ist durchgegangen wie durch einen Jungbrunnen in der Zeit, die wir erkennen als den Beginn unserer Zeit. Diese uralt-heilige Weisheit, die damals der Menschheit erflossen ist, sie wurde fortgesetzt von Zarathustra und seinen Schülern, von den chaldäischen, ägyptischen Lehrern, sie floß aber auch ein in die Verkündigung des Moses, und sie trat sozusagen eben gerade wie aus einem Jungbrunnen neu hervor mit völlig neuem Impuls durch die Erscheinung des Christus auf der Erde. Aber sie wurde damit zunächst auch so tief, sie wurde so innerlich, daß sie wiederum nur allmählich in die Menschheit einfließen kann. Und so sehen wir denn, daß seit den Zeiten der christlichen Verkündigung äußerlich in der Welt die Urweltweisheit einfließt in die Menschheit langsam und allmählich, im elementarsten Anfang.

Die Botschaften sind dagewesen, sie liegen vor in den Evangelien, in den anderen christlichen Schriften, welche in erneuerter Gestalt die Weisheit der heiligen Rishis enthielten, enthielten so wie neugeboren aus dem Jungbrunnen. Aber wie konnten diese Botschaften vom Anfange an gerade in dem Zeitalter, für dessen Läuterung das Christentum geschaffen war, verstanden werden? Das aller-, allerwenigste wurde verstanden von der Verkündigung durch die Evangelien, und nach und nach arbeiten diese Evangelien sich erst durch zu einem weiteren Verständnis — in vieler Beziehung zu einer weiteren Verdunkelung. Und heute sind gerade die Evangelien im Grunde genommen diejenigen Bücher, die sozusagen für die Menschheit noch in ihren weitesten Kreisen die versiegeltsten sind; die erst eine Zukunft, die sich erfrischen kann an der Urweltweisheit, wiederum verstehen wird. Bewahrt aber wurden die Schätze, die in den Schächten der christlichen Offenbarung liegen — und die keine anderen Schätze sind als die Schätze der östlichen Weisheit auch, aber eben aus neuen Kräften wieder herausgeboren —, bewahrt wurden sie wiederum in engeren Kreisen, m jenen engeren Kreisen, die ihre Fortsetzung dann finden in verschiedenen Mysteriengesellschaften wie zum Beispiel in der Bruderschaft vom heiligen Gral, in der Bruderschaft endlich der Rosenkreuzer. Bewahrt wurden da diese Wahrheitsschätze, zugänglich gemacht nur denjenigen, die sich durch scharfe Erprobungen für die lebendige Weisheit vorbereitet hatten. Und so waren die Weisheitsschätze des Ostens und Westens durch Jahrhunderte und Jahrhunderte der Entwickelung vom Beginn unserer Zeitrechnung hindurch den großen Menschenmassen draußen in der Welt ziemlich unzugänglich. Nur einzelnes rieselte da und dort in die große Welt hinein; das meiste blieb Geheimnis der neueren Mysterien.

Da kam die Zeit, in welcher sozusagen von dem Inhalt der Urweltweisheit in einer für die größere Menge verständlichen Sprache gesprochen werden durfte. Das letzte Drittel des neunzehnten Jahrhunderts etwa ist es, in dem in einer mehr oder weniger unverhüllten Gestalt über die Urweltweisheit gesprochen werden kann. Nur dadurch, daß gewisse Dinge gerade in den geistigen Welten vorgegangen sind, ist sozusagen den Behütern der Mysterien die Möglichkeit gegeben worden, einiges hinausdringen zu lassen von der Urweltweisheit. Sie alle kennen ja den Hergang der theosophischen Entwickelung; Sie wissen, daß sozusagen das Eis der theosophischen Entwickelung zuerst gebrochen worden ist durch diejenigen Weisheiten, die geoffenbart worden sind auf eine Weise, die ich heute nicht zu beschreiben brauche, in den sogenannten Dzyan-Strophen. Diese Dzyan-Strophen der «Geheimlehre» enthalten in der Tat tiefste, bedeutsamste Weisheit, enthalten vieles von dem, was, ausgehend von der Lehre der heiligen Rishis, heruntergeflossen ist durch die Weistümer des Orients. Vieles von dem enthalten sie auch, was dann eingeflossen ist nach der christlichen Verjüngung in den europäischen Westen. Denn nicht bloß solche Weisheit ist in den Dzyan-Strophen enthalten, die etwa bloß im Osten bewahrt geblieben wäre, sondern auch vieles, was sozusagen in einem hellen Lichte erstrahlt durch die Jahrhunderte unserer Zeitrechnung hindurch, durch das Mittelalter, in den Geheimschulen des Westens. Und auch mancherlei von dem, was in den Dzyan-Strophen steht, es wird erst allmählich in seiner Tiefe verstanden werden. Denn hier darf es wohl einmal gesagt werden: in den Dzyan-Strophen ist solche Weisheit enthalten, daß sie in weitesten theosophischen Kreisen heute noch gar nicht verstanden werden kann, ja solche Weisheit, daß heute noch gar nicht mit exoterischen Fähigkeiten die Möglichkeit gegeben ist, die Tiefen auszuschöpfen; daß Aussichtslosigkeit vorliegt für alle exoterischen Fähigkeiten, die Untergründe dieser bedeutsamen Welt offenbaren zu können.

Nachdem auf diese Art sozusagen das erste Eis gebrochen war, kam auch die Zeit, in der gesprochen werden durfte aus den Quellen des westlichen Okkultismus heraus, der aber kein anderer ist als der östliche, wie er sich nur kontinuierlich und alle Vorgänge des geistigen und physischen Lebens berücksichtigend fortgepflanzt hat, wo auch aus den Quellen des lebendigen Okkultismus heraus, der treu behütet worden ist in den Rosenkreuzermysterien, gesprochen werden kann. Es gibt keine Weisheit des Ostens, die nicht eingeflossen wäre in den Okkultismus des Westens, und in der rosenkreuzerischen Lehre und Forschung finden Sie restlos alles, was die großen Weisen des Ostens jemals bewahrt haben. Nichts, nichts von dem, was man wissen kann aus der Weisheit des Ostens, fehlt in der Weisheit des Westens. Es ist der Unterschied, wenn man von einem solchen Unterschied sprechen will, nur der, daß die Weisheit des Westens die gesamte östliche Lehre, die gesamte östliche Weisheit, die gesamte östliche Forschung zusammennehmen muß und, ohne irgend etwas von ihr verlorengehen zu lassen, sie zu beleuchten hat mit dem Lichte, das durch den Christus-Impuls in der Menschheit entzündet worden ist. So sage niemand, wenn von westlichem Okkultismus gesprochen wird, von demjenigen, der in gewisser Beziehung herrührt von den verborgenen Rishis des Westens, die freilich die Augen nicht sehen, es sage niemand, daß in ihm auch nur ein Jota, ein Häkchen fehle vom östlichen Okkultismus. Nichts, aber auch gar nichts fehlt. Er hat nur alle Dinge neu herauszugebären aus dem Jungbrunnen des Christus-Impulses. Alle die großen Weistümer, die zuerst von dem Munde der heiligen Rishis geklungen haben zur Menschheit über die übermenschlichen Welten, über das übersinnliche Dasein, sie müssen wiederum hereinklingen in das, was über die geistigen Hierarchien und ihre Abschattung in der physischen Welt zu sagen ist. Geradesowenig wie die Geometrie des alten Euklid etwas anderes geworden ist, als was sie war, trotzdem man sie mit den neueren menschlichen Fähigkeiten heute lehrt und lernt, ebensowenig ist die Weisheit der heiligen Rishis etwas anderes geworden dadurch, daß wir sie lehren und lernen mit den durch den Christus-Impuls angefachten Fähigkeiten. So also könnten wir einen großen Teil dessen, was wir über die geistigen Welten zu sagen haben, ohne weiteres östliche Weisheit nennen. Denn man darf in diesen Dingen nichts mißverstehen, und das Mißverständnis liegt so nahe.

Diejenigen, welche von den Mißverständnissen nicht zum Verständnis aufrücken wollen, können zum Beispiel etwas, was gestern in dem österlichen Festvortrag gesagt worden ist, sehr leicht mißverstehen. Es könnten da — wir müssen das erwähnen zu unserer Verständigung — solche kommen , die nicht vorrücken wollen zum vollen Verständnis, und könnten sagen: Du hast gestern gesprochen von den großen sogenannten heiligen Wahrheiten des Buddha. Du hast gesagt, daß der Buddha gelehrt und geoffenbart hätte die heiligen Wahrheiten vom Leiden im Leben: Geburt ist Leid, Krankheit ist Leid, Alter ist Leid, Tod ist Leid, von demjenigen getrennt sein, was man liebt, ist Leid, vereint sein mit dem, was man nicht liebt, ist Leid, nicht erhalten, was man begehrt, ist Leid. Und du hast, so könnte mancher sprechen, uns gestern gesagt: Blicken wir einmal in die nachchristliche Zeit zu denjenigen, die den Christus-Impuls wirklich verstanden haben, — da sollen wir uns dann zum Bewußtsein bringen, daß durch das Verständnis und die Durchdringung dieses Christus-Impulses die alten heiligen Wahrheiten des Buddha vom Leiden des Lebens nicht mehr ihre volle Gültigkeit hätten, daß sozusagen mit dem Christus-Impuls etwas geschaffen worden ist wie ein Heilmittel gegen das Leid des Lebens. Du hast gesagt, so könnte jemand sprechen, der Buddha lehrt: Geburt ist Leid, — aber die Christus-Versteher antworten: Durch die Geburt treten wir ein in ein Leben, das wir mit Christus teilen, und durch den Anteil an Christus wird das Leid des Lebens ausgelöscht; ebenso wird durch die Heilkraft des Christus-Impulses die Krankheit ausgelöscht, und die Krankheit ist nicht mehr Leid für den Christus-Versteher, und Tod ist nicht mehr Leid für den Christus-Versteher und so weiter. Dann aber könnte |emand erwidern: Ja, aber ich weise dir aus dem Evangelium nach, daß in den Evangelien dieselben Sätze stehen wie in den heiligen Schriften des Buddha; auch im Evangelium können wir nachweisen, daß da steht: Leben sei Leid, Krankheit sei Leid und so weiter. Und so könnte man äußerlich sagen: Nun haben wir diese modernen religiösen Urkunden, doch wir finden ihren Inhalt schon im Buddhismus, es gibt also keinen Fortschritt in den Religionen, keine Entwickelung; alle Religionen enthalten dasselbe. Du aber hast von einem Fortschritt gesprochen, du hast dargestellt, wie sozusagen die alten heiligen Wahrheiten des Buddhismus durch das Christentum nicht mehr wahr sein sollen. — Wer so spricht, würde aber doch nur das grausamste Mißverständnis aussprechen. Denn das wurde nicht gesagt; alles, alles, nur nicht der letzte Satz wurde gesagt. Und es ist wichtig, daß man gerade in diesem subtilen Gebiete ganz genau versteht. Niemals kann der Fanatiker genau verstehen, nur der objektive Mensch kann genau verstehen.

Niemals wird von irgendeinem, der aus dem Quell der Rosenkreuzer-Weisheit und -Forschung heraus spricht, gesagt werden, daß irgend etwas bekämpft werden soll vom Inhalt der Schriften des großen Buddha, daß irgend etwas nicht wahr sei in den Schriften des großen Buddha. Jeder, der aus dem Quell der Rosenkreuzerei heraus spricht, teilt die Überzeugung Buddhas und der gesamten östlichen Weisheit, keine negiert er. Er sagt: Jawohl, was du, großer Buddha, durch deine Erleuchtung m deinem Inneren geschaut hast von den großen Wahrheiten vom Leide des Lebens, es ist restlos wahr; wahr ist es bis zum letzten Häkchen und Jota. — Nichts, aber auch gar nichts wird davon genommen. Es bleibt alles stehen. Und gerade aus dem Grunde, weil alles stehenbleibt, weil es wahr ist, was Buddha gesagt hat, daß Geburt Leid, Krankheit Leid, Alter Leid, Tod Leid und so weiter ist, deshalb ist uns der Christus-Impuls jenes mächtige und wichtige Heilmittel — weil er es ist, der dieses Leid aufhebt, weil es eben wahr ist, daß die Leiden da sind, wenn nicht ein großer Impuls die Welt darüber hinaushebt. Warum hat Christus gewirkt? Weil Buddha die Wahrheit gesprochen hat. Die Menschheit mußte heruntergeführt werden aus geistigen Höhen, wo die Urweltweisheit m reiner Gestalt gewirkt hat; zur Selbständigkeit mußte die Menschheit geführt werden, herunter ins physische Dasein, und damit wurde Leben Leid und Krankheit Leid; aber ebenso mußte in der Fortentwickelung das große Heilmittel kommen gegen diese unumstößlichen Tatsachen. Leugnet derjenige irgendeine Wirklichkeit, der da sagt: Ja, wahr ist es, was über diese Wirklichkeit gesagt wird, — aber zu gleicher Zeit wird uns das Heilmittel gegeben, um die Tatsachen, die durch diese Wahrheiten ausgedrückt sind, zu einer gesunden Entwickelung zu bringen. Oh, in den Höhen des Daseins, wo wir sie aufsuchen müssen, die Sphären der geistigen Hierarchien, da heißt es nicht: Buddhismus gegen Christentum, Christentum gegen Buddhismus, da reicht der Buddha dem Christus und der Christus dem Buddha die Hand. Aber jedes Verkennen der menschlichen Entwickelung, jedes Verkennen des Aufstieges ist zu gleicher Zeit ein Verkennen der geistigsten Tat, die in unserer Erdenentwickelung geschehen ist, der Christus-Tat. Und so wird es nichts geben, was irgend negiert würde von der Weisheit des Ostens, die in so langen Zeiträumen heruntergebracht hat die Weisheit der heiligen Rishis und damit die Urweltweisheit, aber in diesen langen, langen Zeiträumen, in denen die Weisheit immer geflossen ist in die Menschheit, wurde sozusagen in den großen Massen der Menschen, die nicht in der Lage waren, vorzudringen zu den Quellen der heiligen Mysterien, die Verständigung über diese Weistümer schwer. Gerade die Verständigung wurde schwer.

Oh, in den voratlantischen Zeiten, in den Zeiten vor der großen Katastrophe, als die großen Massen der Menschen hellseherisch noch, in altem, dumpfem Hellsehen, hinausschauten in die Himmelsräume, hinaufschauten zu den geistigen Hierarchien, da sahen sie anders als später in den nachatlantischen Zeiten, als das alte Hellsehen verschwunden war für die großen Massen der Menschen und nur das physische Auge hinaussehen konnte in die physischen Himmelsweiten! Daher hätte es auch keinen Sinn gehabt, in der Zeit vor der atlantischen Katastrophe etwa zu sprechen von denjenigen Himmelskörpern, die heute im Räume verteilt sind. Es sah ja das hellseherische Menschenauge hinaus in die Himmelsweiten, und diese waren geistige Welten. Sinnlos wäre es gewesen, in jenen Zeiten so etwa zu sprechen von Merkur oder Neptun oder Saturn und so weiter, wie unsere Astronomie spricht; denn so wie unsere Astronomie von dem Weltenraum und seinem Inhalt spricht, so gibt sie nur dasjenige wieder, was das sinnlich-physische Auge sieht, wenn es hinaufsieht in die Himmelsweiten. Das war gar nicht da in den atlantischen Zeiten bei der alten hellseherischen Menschheit; da sah man gar nicht, wenn man hinaufschaute, physisch begrenzte Lichtsterne. Dasjenige, was heute das physische Auge sieht, ist sozusagen nur ein äußerer Ausdruck von Geistigem, das man damals sah. Wenn heute das physische Auge hinaufblickt, meinetwillen durch Fernrohre, an die Stelle, wo der Jupiter steht, sieht es sozusagen eine physische Weltenkugel, umgeben von ihren Monden. So das heutige physische Auge. Was war es für den Menschen der alten atlantischen Zeit noch, wenn er sein damals noch hellseherisches Auge hinaufrichtete nach demselben Punkt, wohin heute des Menschen physisches Auge schaut? Was das physische Auge sieht, hätte damals das alte atlantische Auge ebensowenig gesehen, wie heute Ihr physisches Auge das Einzellicht sieht, wenn es hineinsieht in einen dichten Herbstnebel. Es sieht etwas wie eine Nebelaura um das Licht, und das Licht verschwindet in den farbigen Ringen um das Licht. Ebenso hätte das Auge des Atlantiers nicht gesehen den physischen Stern Jupiter, aber es hätte das gesehen, was heute auch mit dem Jupiter verbunden ist, was aber nur die Menschen nicht sehen können: die Aura des Jupiter, eine Summe von geistigen Wesenheiten, für die der physische Jupiter nur der Ausdruck ist. Und so schweifte das geistige Auge des Menschen vor der atlantischen Katastrophe herum in den Weltenräumen, überall Geistiges sehend. Man konnte nur von diesem Geistigen sprechen, denn sinnlos wäre es gewesen, damals, als das physische Auge noch nicht so geöffnet war wie heute, von physischen Sternen zu sprechen. Man sah in den Weltenraum hinaus und sah geistige Wesenheiten, geistige Hierarchien. Wesenheiten sah man.

Und in der Fortentwickelung war es so, daß wir es wieder mit folgendem vergleichen können: Wir denken uns, wir treten hinaus in dichten Nebel. Wir sehen nicht die einzelnen Lichter. Alles ist umflort von dieser Nebelaura. Dann zerteilt sich der Nebel, physisch sichtbar werden die einzelnen Lichter. Aber die Auren sind unsichtbar. — Hier ist nur ein physischer Vorgang, der zum Vergleich dienen soll. Beim Jupiter war es aber so, daß das alte Auge die Aura sah. Es sah die geistigen Wesenheiten in der Aura, die aus einer gewissen Entwicke-lungsstufe heraus zum Jupiter gehörten. Die Menschheit entwickelte sich dann zum physischen Schauen. Die Aura blieb. Die Menschen konnten sie nicht mehr sehen, aber der physische Mittelkörper wurde immer deutlicher und deutlicher; es verlor sich, was geistig dazu gehört, und es wurde sichtbar, was körperlich an ihm ist. Und das Wissen von diesem Geistigen um die Sterne herum, das Wissen von jenen Wesenheiten, die um die Sterne herum sind, es wurde aufbewahrt in den heiligen Mysterien. Von diesem Wissen sprechen alle die heiligen Rishis. In den Zeiten, wo die Menschen bereits nur physisch sahen, sprachen die heiligen Rishis von den geistigen Atmosphären, von den geistigen Bewohnerschaften dieser Weltenkugeln, die im Räume verteilt sind.

Und jetzt nehmen Sie einmal die Situation, die eintrat. In den Stätten des Wissens sprach man von den geistigen Wesenheiten um die Weltenkugeln. Draußen, wo das sinnliche Auge immer schärfer und schärfer wurde, draußen sprach man immer mehr und mehr bloß von der dichten physischen Materie. Wenn die alten heiligen Rishis das Wort Merkur gesprochen hätten — das sie ja nicht gesprochen haben, aber nehmen wir das Wort, damit wir uns verständigen können —, haben sie dann diesen physischen Weltenkörper gemeint? Nein, nicht einmal die alten Griechen haben, wenn sie von dem Merkur gesprochen haben, diesen physischen Körper gemeint, sondern die Gesamtheit der geistigen Wesenheiten dieses Körpers. Geistige Welten, geistige Wesenheiten waren es, wovon man sprach, wenn man in den Stätten der Erkenntnis, sagen wir, das Wort Merkur aussprach. Es sprachen diejenigen, die die Jünger der Lehrer der Erkenntnisstätten waren, die Worte aus: Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter, Saturn, und indem sie in den verschiedenen Sprachen solche Worte aussprachen, bezeichneten sie eine Stufenfolge von geistigen Wesenheiten. Wer das Wort in der heutigen Weise ausspricht und einen physischen Körper bezeichnet, bezeichnet nur das Gröbste dessen, was ursprünglich unter Mond, Merkur, Venus und so weiter verstanden worden ist. Die Hauptsache bezeichnet er gerade nicht. So sagte der alte Weisheitslehrer «Mond», und er schlug an mit diesem Worte die Vorstellung von einer großen geistigen Welt. Und wenn er das Wort «Mond» aussprach und an die Stelle des Himmels wies, wo der Mond ist, und in seinem Bewußtsein hatte: Da ist die unterste Stufe von geistigen Hierarchien, dann sah derjenige, der sich durch die immer und immer zunehmende Versinnlichung der Menschheit weit entfernt hatte von dieser geistigen Anschauung, hinauf, sah aber den physischen Mond und nannte das «Mond». Ein Wort für zwei Dinge, die allerdings zusammengehörten, die aber ganz verschiedene Vorstellungen im Menschen hervorrufen. Und ebenso war es, wenn die Weisen der Erkenntnisstätten zu Merkur, Sonne, Mars und so weiter hinaufblickten. Die spirituelle Strömung bezeichnete mit ihren Worten etwas ganz anderes als die andere, die materielle Strömung.

So sehen wir, daß die beiden Strömungen immer mehr und mehr auseinandergingen in der Menschheit. In den Mysterien hat man mit diesen Worten, die dann zu den Bezeichnungen unserer äußeren Weltkörper geworden sind, immer geistige Welten, Stufenfolgen von geistigen Welten verstanden. Die äußere Welt hat immer Materielles darunter verstanden bis auf unsere heutige Mythologie — ich spreche das Wort bewußt aus —, die man moderne Astronomie nennt; und da die Geisteswissenschaft die anderen Mythologien in ihrem vollen Werte anerkannt hat, werden Sie verstehen, daß auch die moderne Mythologie von der Geisteswissenschaft gewürdigt wird — bis zu jener Mythologie, die man die moderne Astronomie nennt, die nur mehr einen Raum sieht und dann physische Weltenkugeln. Aber diese moderne Mythologie ist für denjenigen, der erkennt, nichts anderes als eine besondere Phase aller Mythologien. Eine gerade Linie geht von dem, was die alten europäischen Bewohner in ihren Götter- und Sternen- und Weltensagen gesagt haben, was die Griechen, die Römer in ihren Mythologien gegeben haben, was das Mittelalter in seinen mehr oder weniger getrübten Mythologien gegeben hat, bis herauf zu jener Mythologie, welche, voll geeignet und vollständig zur Bewunderung berechtigt, Kopernikus, Kepler und Galilei gestiftet haben. Es wird eine Zeit kommen, wo man über diese moderne Mythologie so etwa sprechen wird: Es gab einmal Menschen, die haben es für richtig befunden, eine materielle Sonne in den Mittelpunkt einer Ellipse zu stellen, in Ellipsen Planeten herumkreisen zu lassen, diese in verschiedener Weise rotieren zu lassen; sie haben sich da ein Weltensystem zurechtgerückt wie frühere Zeiten eben auch. Heute, so wird natürlich eine zukünftige Zeit sprechen, ist das alles nur mehr Sage und Märchen. — Ja, diese Zeit wird auch kommen, wenn auch der Moderne noch so sehr die alten Mythologien verachtet und auf seine schwört, und wenn es ihn auch noch so unmöglich dünkt, daß von einer kopernikanischen Mythologie gesprochen werden kann. Aber das wird es uns gerade verständlich machen, wie sozusagen bei den Worten immer anderes und anderes vorgestellt worden ist.

Trotzdem aber wurde das, was Urweltweisheit ist, immer und immer fortgepflanzt, fortgesetzt. Nur wurde diese Urweltweisheit gerade exotensch immer weniger und weniger verstanden, weil sie materieller interpretiert, erklärt worden ist, weil weniger das Spirituelle gesehen worden ist. Und so kam es denn, daß, um die Menschheit sozusagen nicht verlieren zu lassen den Zusammenhang mit der ursprünglichen, spirituellen Weisheit, bei der Verjüngung der Urweltweisheit im Beginne unserer Zeitrechnung in scharfen Worten wiederum hingewiesen werden mußte darauf, daß da, wo das menschliche Auge sich hinausrichtet und als physisches Auge nur Physisches sieht, daß da Geistiges den Raum geistig erfüllt. Und so wies mit den allerschärfsten Worten derjenige, der der intimste Schüler des Apostels Paulus war, so wies in Athen Dionysius der Areopagite darauf hin: Es gibt nicht nur Materielles draußen im Räume, es gibt, wenn die menschliche Seele ahnend aufsteigt in die Räume des Weltendaseins, Geistiges da draußen in der Welt, das über dem Menschen steht in der Entwickelung des Daseins. — Und er gebrauchte jetzt Worte, die allerdings anders lauten mußten, denn hätte er die alten Worte gebraucht, niemand hätte darin anderes als Materielles gesehen. Die Rishis haben gesprochen von den geistigen Hierarchien, so daß sie in ihren Worten ausgedrückt haben, was auch griechische und römische Weisheit noch ausgedrückt hat, wenn sie gesprochen hat von der vor ihr aufsteigenden Welt des Mondes, des Merkur, des Mars, der Venus, des Jupiter, des Saturn. Dionysius, der Schüler des Apostels Paulus, hat ganz dieselben Welten im Auge wie die Rishis; nur betonte er scharf, daß man es mit Geistigem zu tun hat, und er nahm Worte, von denen er sicher war, daß sie geistig genommen wurden: er sprach von Engeln, Erzengeln, Urkräften, Gewalten, Mächten, Herrschaften, Thronen, Cherubim, Seraphim. Und jetzt wurde wiederum von den Menschen vergessen, richtig vergessen dasjenige, was die Menschheit einmal gewußt hat. Hätte man im Zusammenhang verstehen können, was Dionysius der Areopagite und was die alten heiligen Rishis gesehen haben, so hätte man sozusagen gehört von der einen Seite den Mond benennen, von den anderen Mysterien hätte man die Welt der Engel benennen hören, und man hätte gewußt: Das ist dasselbe. Man hätte das Wort Merkur von der einen Seite gehört und von der anderen das Wort Erzengel und gewußt: Das ist dasselbe. Man hätte gehört das Wort Archai auf der einen Seite und das Wort Venus auf der anderen, und man hätte gewußt: Das ist dasselbe. Man hätte gehört das Wort Sonne auf der einen Seite und Gewalten auf der anderen und hätte gewußt: Dieselben Welten sind mit diesen Worten bezeichnet. Hätte man gehört das Wort Mars auf der einen Seite, man hätte gefühlt: Hier steigt man auf zu den Mächten. Hätte man gehört das Wort Jupiter auf der einen Seite, so wäre es dasselbe gewesen, was in der Schule des Dionysius angeschlagen wurde, wenn von Herrschaften die Rede war. Dem Wort Saturn entspricht hier das Wort Throne.

Aber man hat es eben in weiteren Kreisen nicht mehr gewußt, nicht mehr wissen können. So war auf der einen Seite eine Wissenschaft des Materiellen, die materieller und materieller wurde, die die alten Namen, die einstmals auch Geistiges bedeutet haben, für das Materielle beibehalten hat. Und so war auf der anderen Seite ein spirituelles Leben, das gesprochen hat von Geistigem, von Erzengeln, Engeln und so weiter, und das den Zusammenhang verloren hat mit den physischen Ausdrücken dieser geistigen Wesenheiten. Und so sehen wir, wie Urweltweisheit hineindringt m die Schule, die Paulus gestiftet hatte durch Dionysius, und wie es sich nur darum handelt, das neu Gestiftete mit dem alten spirituellen Geiste zu durchdringen. Das aber ist die Aufgabe der modernen Geisteswissenschaft oder Anthro-posophie, wiederum zu ziehen das Band, das da laufen soll zwischen dem Physischen und dem Geistigen, zwischen der Welt, der Erde und den geistigen Hierarchien. Unverständlich ist daher denjenigen, die nicht wissen, woher eigentlich die Vorstellungen über die äußere sinnliche Welt kommen, unverständlich ist es für sie, zu erkennen die andere Seite, die spirituelle Seite des Wissens.

Das aber wird besonders auffällig, wenn wir herantreten an jene Schriften, die aus den Urweltweisheiten hervorgegangen sind und welche, wenn sie auch einen schwachen Nachklang enthalten, doch nur aus dieser Urweltweisheit heraus wirklich verstanden werden können. Lassen Sie uns gerade in bezug auf die Schwierigkeit des Verständnisses jener Schriften, die aus der Urweltweisheit hervorgegangen sind, als Beispiel eine Stelle anführen, eine Stelle aus dem göttlichen Liede, der Bhagavad Gita, eine Stelle, die bedeutungsvoll tief das Menschenleben in seinem Zusammenhange mit den Hierarchien beleuchtet. Diese Stelle aus der Bhagavad Gita, sie steht im 8. Kapitel, beginnt beim 23. Vers, lautet: «Ich will Dir erklären, o wahrheitforschender Mensch» — so wird es gewöhnlich übersetzt — «unter welchen Umständen die Gotterhabenen, wenn sie die Erde durch das Tor des Todes verlassen, um wiedergeboren zu werden oder nicht, gehen. Ich will Dir sagen: sieh Feuer, sieh den Tag, sieh die Zeit des zunehmenden Mondes, sieh das halbe Jahr, m dem die Sonne hoch steht. Diejenigen, welche zu der Zeit sterben, daß sie sterben im Feuer, im Tag, in der Zeit des zunehmenden Mondes, der hoch stehenden Sonne, die gehen durch das Tor des Todes in Brahma ein; diejenigen aber, die da sterben im Zeichen des Rauches, in der Nacht, in der Zeit des abnehmenden Mondes, in dem halben Jahr, wenn die Sonne tief steht, die gehen, wenn sie von der Welt scheiden, durch das Tor des Todes nur ein in das Licht des Mondes und kehren wieder zurück auf diese Welt.»

Meine lieben Freunde, hier haben Sie eine Stelle in der Bhagavad Gita, in der Ihnen gesagt wird: es hängt die Art und Weise des Vorwärtsschreitens des Menschen, seiner Wiedergeburt davon ab, ob er stirbt im Zeichen des Lichtes, beim Tag, beim zunehmenden Monde, im Halbjahr, wo die Sonne hoch steht, oder ob er stirbt im Zeichen des Rauches, in der Nacht, wenn der Mond abnimmt oder wenn die Sonne tief steht. Das wird gesagt, das ist der materielle Sinn. Und von denjenigen, die eingehen durch das Tor des Todes im Zeichen des Feuers, bei Tag, bei zunehmendem Monde, da, wo die Sonne hoch steht, von denen wird gesagt, daß sie nicht wieder zurückzukehren brauchen. Von den anderen, die da sterben im Zeichen des Rauches, in der Nacht, bei abnehmendem Mond oder in dem Halbjahr, in welchem die Sonne tief steht, von ihnen wird gesagt, daß sie nicht zu den Höhen des Brahma aufsteigen können, sondern nur zu der Höhe des Mondes und wieder zurückkehren müssen. Es ist eine Stelle in dem göttlichen Liede des Ostens, die allen, fast allen, die sie erklären wollen innerhalb des exotenschen Lebens, die größten Schwierigkeiten macht. Nur dann ist sie zu erklären, wenn sie beleuchtet wird mit dem Lichte spiritueller Erkenntnis, mit dem Lichte, aus dem heraus sie im Grunde genommen geschrieben worden ist, mit dem Lichte, das erstrahlt in den Geheimschulen, das sich fortpflanzt, das seine Verjüngung erfahren hat durch das Christentum, — wenn sie beleuchtet wird mit dem Lichte, das uns das Band finden läßt zu den Namen: Mond — Engel, Merkur — Erzengel, Venus — Archaiundso weiter. Und wir werden den Schlüssel finden zu solchen Stellen, wir wollen diese eine Stelle als Beispiel wählen, wenn wir sie in das alte spirituelle Licht rücken. Von dem Erklären dieser Stelle im göttlichen Liede, von der Erklärung dieser Stelle der Bhagavad Gita, die im exoterischen Leben unmöglich ist, soll unsere Betrachtung heute abend ausgehen, und dann werden wir, nachdem wir den Schlüssel gefunden haben, aufsteigen in die geistigen Hierarchien.

 

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