Will man zu dem Verhältnis der Menschenrassen zueinander
vordringen, welche ja die Grundlage sind, aus welcher sich die
einzelnen Volksgemeinschaften herausheben, dann muß man
berücksichtigen, daß der Mensch, den wir vor uns haben, der wir
selber sind, eigentlich ein recht kompliziertes Wesen ist und nur
durch das Zusammenwirken vieler, vieler Wesenheiten des Weltalls in
seiner heutigen Form und Wesenheit hat entstehen können. Wir wissen
ja aus der Betrachtung der «Akasha-Chronik» und aus anderen
Betrachtungen, die über die Entwickelung des Menschen gepflogen
worden sind, daß unsere Erde selbst früher - bevor sie den jetzigen
Zustand erreicht hat - drei Zustände hat durchmachen müssen. Im
Verlaufe dieser drei Zustände sind nach und nach veranlagt und bis zu
ihrem heutigen Grade ausgebildet worden die drei sogenannten Glieder
des Menschen: der physische Leib, der Äther- oder Lebensleib und der
Astralleib. Während der jetzigen Erdenverkörperung ist erst der
Mensch fähig geworden, ein viertes Glied, ein Ich in sich
aufzunehmen. Diese vier Glieder seiner Wesenheit zeigen uns alles das,
was durch die drei oder vier Verkörperungen unserer Erde hindurch
geschehen ist, durch die Verkörperung als Saturn, Sonne, Mond und
durch die Erdenzeit selbst, soweit sie bis jetzt verlaufen ist. Wenn
Sie vorüberziehen lassen vor Ihrem Blick alle die Wesenheiten, die da
zusammengewirkt haben, diese Geister des Willens oder Throne, die
Geister der Weisheit, Geister der Bewegung, Geister der Form, Geister
der Persönlichkeit, Erzengel, bis herunter zu den Engeln, und über
den Geistern des Willens oder Thronen die Cherubime und Seraphime, so
werden Sie sich sagen können, daß aus einem ganz komplizierten
Zusammenwirken erst hervorgehen konnte, was des Menschen heutige
Organisation möglich macht. Wir haben gesehen, daß nicht nur
notwendig war, daß so viele Wesenheiten und Naturkräfte
zusammenwirkten im Kosmos, sondern daß zum Zustandekommen des
Menschen auch noch nötig war, daß zu gewissen Epochen gewisse
Wesenheiten auf den normalen Gang ihrer Entwickelung verzichteten,
zurückgebliehen sind, so daß sie in anderer Weise, als es bei ihrem
normalen Entwickelungsgange möglich gewesen wäre, in die menschliche
Organisation eingreifen konnten.
Also wir sehen in ein wunderbar vielgestaltiges und mannigfaltiges
Gewebe hinein, wenn wir den Menschen, so wie er uns heute vor Augen
tritt, eigentlich verstehen wollen. Wir müssen uns auch klar sein
darüber, daß wir nur dann, wenn wir gewissermaßen dieses Gewebe
auseinanderhalten und die einzelnen Wesen in ihrer Tätigkeit
belauschen, verstehen lernen, wie durch das Zusammenwirken dieser
Wesenheiten der Mensch erst zustande gekommen ist. Da können wir nun
sagen: Die hauptsächlichste Wesenheit, welche für den heutigen
Menschen in Betracht kommt, ist diejenige, welche ihm die Möglichkeit
gegeben hat, zu sich «Ich» zu sagen, nach und nach zu dem
Bewußtsein des Ich zu kommen. Und wir wissen, daß diese Möglichkeit
zuerst von den Geistern der Form, von denjenigen Wesenheiten gegeben
worden ist, die wir Gewalten, Exusiai nennen. Wenn wir gerade diese
Wesenheiten bei ihrer Tätigkeit, welche sie dem Menschen zuwenden,
belauschen und uns gewissermaßen fragen: Wie würde es mit dem
Menschen werden, wenn bloß diese Wesenheiten, und zwar nur diejenige
Art dieser Wesenheiten, die in normaler Entwickelung sich befindet, in
der Hauptsache im Menschen tätig wäre? - so werden wir finden: Sie
sind die Verleiher der Ich-Organisation. Damit ist aber schon gesagt,
daß sie eigentlich, wenn wir sie ihrer eigenen Natur nach betrachten,
ihr Hauptinteresse daran haben, den Menschen zu seinem Ich zu bringen.
Nun aber ist das, was diese Wesenheiten eigentlich im Menschen zu
verrichten haben, im heutigen Menschenleben erst in einem bestimmten
Lebensalter aktuell, tritt erst in einem bestimmten Lebensalter
zutage.
Wenn Sie sich an das erinnern, was über die Erziehung des Kindes
vom Standpunkte der Geisteswissenschaft gesagt worden ist, so werden
Sie sich sagen: Der Mensch entwickelt hauptsächlich zwischen seiner
physischen Geburt und dem Zahnwechsel, also bis zum siebenten Jahre
hin, den physischen Leib. An der Entwickelung dieses physischen Leibes
haben diese Gei-
ster der Form gar kein besonderes Interesse, denn diese ist im
Grunde genommen eine Wiederholung dessen, was auf dem alten Saturn mit
dem Menschen geschah, was sich schon oftmals wiederholt hat, und was
sich nach der letzten physischen Geburt bis zum siebenten Lebensjahre
vorläufig zum letzten Male in einer besonderen Art wiederholt hat.
Dann kommt die Zeit vom siebenten bis zum vierzehnten Jahre, also bis
zur Geschlechtsreife. Auch das ist eine Zeit, an der die Geister der
Form kein besonderes Interesse haben; es ist eine Wiederholung der
alten Sonnenzeit, und die Geister der Form wollten eigentlich mit
ihrer Haupttätigkeit, mit der Verleihung des Ich, erst im Zustande
des Erdenlebens eingreifen. Wir kommen dann zu dem dritten
Lebensalter, das zwischen dem fünfzehnten und dem ein- oder
zweiundzwanzigsten Lebensjahre abläuft. In dieser Zeit wird der
Astralleib, der in normaler Weise der Mondentwickelung zugehört,
wiederholentlich entwickelt im Menschen. Da haben die Geister der
Form, die sich normal entwickeln, noch immer kein Interesse am
Menschen, so daß wir sagen müssen: Die drei Lebensalter des
Menschen, die der eigentlichen Geburt des Ich vorangehen, die erst um
das zwanzigste Jahr herum eintritt, bieten kein unmittelbares
Interesse für die Geister der Form. Sie greifen - man möchte sagen,
aus ihrer eigenen Natur heraus - erst um das zwanzigste Lebensjahr
herum ein, so daß, wenn Sie das bedenken, Sie es nicht mehr so ganz
sonderbar finden werden, wenn gesagt wird: Nach der eigentlichen
Intention der Geister der Form würde der Mensch erst in dem Zustande,
in welchem er sich um das zwanzigste Lebensjahr herum befindet, das zu
sein brauchen. Das, was sich im Menschen bis dahin entwickelt, ist im
Grunde genommen für diese Geister der Form eine Art Embryonal-, eine
Art Keimzustand. Und wenn ich etwas bildlich sprechen darf, so möchte
ich sagen: Den Geistern der Form, welche sich normal entwickelt haben,
wäre es am liebsten, wenn alles mit einer gewissen Regelmäßigkeit
herginge, wenn ihnen bis dahin niemand ins Handwerk pfuschte. Wenn
niemand diesen Geistern der Form bis zum zwanzigsten Jahre dazwischen
käme, so würde der Mensch während der ersten sieben Jahre der
Entwickelung das Bewußtsein haben, das dem physischen Leibe zukommt;
das ist nämlich ein sehr dumpfes Bewußtsein, wie es die Mineralwelt
hat. Im zweiten Stadium - in der Zeit vom siebenten bis zum
vierzehnten Jahre - würde er ein Schlafbewußtsein haben. Vom
vierzehnten bis zwanzigsten Jahre würde er in intensiver Weise im
Inneren wirksam sein, aber eine Art von Traumdasein führen. Nach
diesem Bewußtsein als Mondenwesenheit, etwa im einundzwanzigsten
Jahre, würde der Mensch erst eigentlich erwachen. Da würde er erst
zu dem Ichbewußtsein kommen. Wenn es nach der normalen Entwickelung
ginge, dann würde er da erst aus sich herausgehen und die Außenwelt
in dem Weltbilde überblicken, das heute unser bekanntes Weltbild ist.
So also sehen Sie, daß im Grunde genommen, wenn wir nur die
Tätigkeit der Geister der Form in Betracht ziehen, der Mensch sehr
verfrüht zu seinem Bewußtsein kommt, wie er es heute hat, denn Sie
wissen, daß dieses Bewußtsein beim heutigen Menschen in gewissem
Grade bald nach der physischen Geburt erwacht. Es würde nicht in der
Form erwachen, daß es klar und deutlich die physische Außenwelt
sieht, wenn nicht andere Geister, die eigentlich Geister der Bewegung
sind, zurückgeblieben wären und verzichtet hätten auf die
Entwickelung gewisser Fähigkeiten, die sie bis zur Erdenentwickelung
hätten erlangen können, wenn Sie nicht stehengeblieben wären in
ihrer Entwickelung, so daß sie jetzt während der Erdenentwickelung
in die Entwickelung des Menschen in besonderer Weise eingreifen
können. Weil sie ihre Entwickelung in einer anderen Weise
durchgemacht haben, sind sie in der Lage, dem Menschen schon früher
das beizubringen, was er erst um das zwanzigste Jahr herum erringen
sollte. So also sind das geistige Wesenheiten, welche verzichtet haben
auf die Möglichkeit, ihre Entwickelung bis zur Erdenentwickelung in
normaler Weise weiterzutreiben, geistige Wesenheiten, die während der
Erdenentwickelung Geister der Bewegung hätten sein können, die aber
stehen geblieben sind auf der Stufe der Geister der Form und die nun
in der Erdenentwickelung als Geister der Form wirken. So können sie
während der Erdenentwickelung dem Menschen, der eigentlich noch gar
nicht reif ist dazu und der manches aus der früheren Zeit noch
nachzuholen hat, das verleihen, was die normale Entwickelungsform erst
um das zwanzigste Jahr herum verleihen würde. So tritt der Mensch in
das Dasein und erhält von den abnormen Geistern der Form
Fähigkeiten, die er sonst erst um das zwanzigste Jahr herum erhalten
würde.
Das alles hat ganz bedeutsame Folgen. Denken Sie sich einmal, es
wäre nicht so. Wenn es nicht so wäre, wenn diese Geister mit
abnormer Entwickelung nicht eingreifen würden, dann würde der Mensch
überhaupt erst für die physische Welt in Betracht kommen in dem
Zustande, den er um das zwanzigste Jahr herum hat, das heißt, er
müßte in diesem Zustande als physisches Wesen geboren werden, er
müßte ganz andere Keimzustände durchmachen. In der Tat wird durch
diese abnormen Geister der Form die menschliche Entwickelung schon von
der Geburt an bis zum zwanzigsten Jahre in die physische Welt
hinausgestellt; das ist ungefähr das erste Drittel unseres
Erdenlebens. Wir müssen also sagen: Das erste Drittel unseres
Erdenlebens wird nicht durch die den Erdenzustand beherrschenden
geistigen Wesenheiten, sondern durch andere, abnorme geistige
Wesenheiten regiert, und weil diese teilnehmen an der Entwickelung, so
haben wir Menschen auch nicht die Gestalt, die wir hätten, wenn wir
in dem Zustande geboren würden, den wir um das zwanzigste Jahr herum
haben. Das muß der Mensch damit bezahlen, daß er ein Drittel seines
Lebens - die Zeit bis zu seinem zwanzigsten Jahre hin - so zubringt,
daß er dem großen Einfluß dieser abnormen Wesenheiten hingegeben
ist. Sein ganzes Wachstum macht der Mensch eigentlich unter den
Einflüssen der abnormen Wesenheiten durch. Er muß es dadurch
bezahlen, daß, nachdem das mittlere Drittel abgelaufen ist - das im
Grunde nur den normalen Geistern der Form gehört -, die absteigende
Bahn, ein Zurückgehen beginnt, und seine Äther- und
Astralorganisation zerfallen, so daß das Leben in drei Glieder oder
Abteilungen zerfällt: in ein aufsteigendes, ein mittleres und ein
absteigendes Drittel. In dem mittleren Teil wird der Mensch während
seines Erdenlebens eigentlich erst Mensch, und im letzten Drittel muß
er das zurückgeben, was er während des ersten, aufsteigenden
Drittels empfangen hat, muß er die entsprechende Abschlagszahlung
leisten.
Wäre der Mensch in der Tat ausschließlich den Einflüssen der
normalen Geister der Form hingegeben gewesen, dann würde alles das,
was heute bis ins zwanzigste Jahr hinein geschieht, ein ganz anderes
Antlitz, eine ganz andere Gestalt haben. Es wäre alles ganz anders
verlaufen, so daß alles das, was mit des Menschen heutiger
Entwickelung zusammenhängt in der ersten der drei Lebensepochen, im
Grunde genommen ein Dasein ist, das vieles von den späteren
Lebensepochen vorausnimmt. Dadurch ist der Mensch bis zu der zweiten
Epoche seines Lebens ein materielleres Wesen geworden, als er sonst
geworden wäre. Der Mensch hätte sonst bis zu diesem Momente seines
Lebens nur geistige Zustände durchgemacht und würde bis zur jetzigen
materiellen Verdichtung erst herabgestiegen sein in dem Zeitpunkte der
Entwickelung, den er erst im zwanzigsten oder einundzwanzigsten
Lebensjahre durchmacht, wo er sich selber an die Erde gebunden
vorfände. Es sagt uns also die Geisteswissenschaft, daß, wenn diese
Entwickelung so vorwärts gegangen wäre, der Mensch erst in dem
Zustande so recht eigentlich auf die Erde herabgestiegen wäre, den er
heute im zwanzigsten oder einundzwanzigsten Lebensjahre erreicht; er
würde die vorangehenden Zustände nicht auf der Erde haben
durchmachen können. Er hätte sie erhöht über der Erde, im Umkreis
der Erde durchmachen müssen. Und jetzt begreifen Sie den ganzen Gang
der menschlichen Kindheit und Jugendentwickelung. Wir können sehen,
wenn wir diese gerade Linie B - C als Erdenweg bezeichnen, so wären
es die Geister der Form, die den Menschen dazu bestimmt hätten,
herunterzusteigen erst in diesem Punkte (20/21 der Zeichnung). Hier
würde der Mensch also erst die Erde erreicht haben, und er würde
wieder hinaufsteigen nach dem vierzigsten Jahre und das letzte Drittel
seines Lebens in einem vergeistigten Zustande durchmachen. Durch die
abnormen Wesenheiten wurde der Mensch gedrängt, schon hier (bei A der
Zeichnung) herabzusteigen und das Leben auf der Erde aufzunehmen. Das
ist das Geheimnis unseres Daseins. So sehen wir, daß wir durch die
uns eigentlich dirigierenden normalen Wesenheiten nur in dem mittleren
Drittel unseres Lebens ganz beherrscht sind, während unsere
Wachstums- und unsere Niedergangsperiode unter dem Einfluß ganz
anderer Wesenheiten stehen, die in irgendeiner Weise auf ihre normale
Entwickelung verzichtet haben.
Wenn das alles so geworden wäre, wie es nicht geworden ist, wenn
der Mensch erhöht im Umkreis der Erde das erste und dritte Drittel
seines Lebens durchgemacht und nur im mittleren Teile die Erde
berührt hätte, also im Grunde genommen ein ganz anderes Wesen
geworden wäre, dann würde der Mensch nicht in dem Grade an die Erde
gebunden sein, in dem er tatsächlich heute an dieselbe gebunden ist.
Wenn das eingetreten wäre, dann würden alle Menschen, welche die
Erde betreten, von gleicher Gestalt und Wesenheit sein; dann würden
alle Menschen, die über die Erde hingegangen sind, gleichgestaltet
gewesen sein. Eine Menschheit gäbe es nur. Dasjenige, was uns
zu einem solchen Wesen macht, daß sich daraus die spezifischen
Eigenschaften der Rassen ergeben, die im Menschentum zum Ausdruck
kommen, das ist nicht im mittleren Drittel des Lebens enthalten. Durch
alles das, was in der Zeit vorher liegt, was im ersten Drittel des
Lebens sich vollzieht, sind wir mehr mit allen unseren Kräften an die
Erde gebunden, als es die normalen Geister der Form für uns bestimmt
haben. Dadurch aber ist der Mensch mehr von der Erde, auf der er lebt,
abhängig geworden, als er es sonst geworden wäre. Er ist abhängig
geworden von dem Orte der Erde, auf dem er lebt. Dadurch, daß der
Mensch - sozusagen gegen die Intentionen der Geister der Form -
früher auf die Erde heruntersteigt, wird er abhängig von dem Orte,
weil er sich in einem Zustande mit der Erde verbindet, der ihm
gar nicht vorgezeichnet ist. Unabhängig wäre der Mensch geworden
davon, ob er im Norden oder Süden, im Osten oder Westen die Erde
betreten hätte, wenn er sie nur im mittleren Drittel seines Lebens
betreten hätte. Dadurch aber, daß er abhängig wird von der Erde,
dadurch, daß er eine Jugend durchmacht in der Weise, wie wir es
charakterisiert haben, wird er erdgebunden, wird er ein mit dem
Gebiete, auf dem er geboren ist, zusammenhängendes, zu ihm
gehörendes Wesen. Dadurch wird er abhängig von all den
Verhältnissen der Erde, die diesem Orte zugehören, von dem Einfallen
der Sonnenstrahlen, von dem Umstand, ob die Gegend nahe dem Äquator
in der heißen Zone oder in einem mehr gemäßigten Gebiete sich
befindet, ob er auf einem niedrig gelegenen Gebiet oder auf einem
Hochplateau geboren ist. Man atmet ja ganz verschiedenartig in der
Ebene oder im Gebirge. Der Mensch wird also ganz abhängig von den
irdischen Verhältnissen, von dem Ort, an dem er geboren ist. So sehen
wir, daß der Mensch förmlich mit seiner Erdenmutter
zusammengewachsen ist dadurch, daß er so eng zusammenhängt mit dem
Orte, mit dem Gebiete der Erde, auf dem er jeweils geboren wird, und
daß er bestimmt wird durch diejenigen Eigenschaften, die er dadurch
erhält, daß diese Kräfte der Erde, die durch den betreffenden Ort
bestimmt sind, in ihm wirken. Das alles bestimmt seinen
Rassencharakter, und auf diesem Umwege sind die abnormen Geister der
Form - diejenigen Geister der Form oder Gewalten, die zu einer anderen
Zeit als zwischen dem einundzwanzigsten bis dreiundvierzigsten Jahre
dem Menschen das geben, was wir heutiges Erdenbewußtsein nennen - die
Verursacher der Rassenverschiedenheit des Menschen über die ganze
Erde hin, die also von dem Orte auf der Erde abhängt, auf dem der
Mensch geboren wird.
Nun erlangt der Mensch während dieser Zeit - die also im Grunde
genommen unter der Herrschaft der abnormen Geister der Form steht -
auch die Möglichkeit, die Fähigkeit, seinesgleichen hervorzubringen.
Auch diese Fähigkeit wird während der Zeit erworben, in welcher der
Mensch gar nicht rein von den normalen Geistern der Form dirigiert
wird. Dadurch ist die Möglichkeit gegeben, daß der Mensch nicht nur
in der geschilderten Weise abhängig wird von dem Orte, auf dem er
geboren ist, sondern daß die Eigenschaften, die er dadurch erhält,
auch auf seine Nachkommen vererbt werden können, daß also die
Rassenzusammengehörigkeit nicht nur sich ausspricht in den
Einflüssen des Wohnplatzes, sondern auch in dem, was durch die Rasse
vererbt ist. Darin haben Sie die Erklärung dafür, warum die Rasse
dasjenige ist, was vererbbar ist, und wir werden verstehen, was die
Geisteswissenschaft zeigt: daß nur in der Vergangenheit die
Rassenmerkmale durch den Ort hervorgebracht sind, an dem die Menschen
geboren wurden. Das war in der letzten lemurischen und in der ersten
atlantischen Zeit der Fall, als der Mensch direkt von der irdischen
Umgebung abhängig war. In späterer Zeit beginnt die Rasse den
Charakter zu haben, daß sie an die Vererbung gebunden ist und nicht
mehr an den Ort. So sehen wir in der Rasse etwas, was ursprünglich an
einen bestimmten Ort der Erde gebunden war und das sich dann in der
Menschheit durch die Vererbung fortpflanzte, aber vom Orte immer
unabhängiger wurde.
Aus dem, was ich jetzt gesagt habe, werden Sie erkennen, in welchem
Zeiträume der Evolution es erst einen Sinn hat, von dem Rassenbegriff
zu sprechen. Es hat keinen Sinn - im eigentlichen Sinne des Wortes -,
vor der lemurischen Zeit von einem Rassenbegriff zu sprechen, denn in
dieser Zeit steigt der Mensch erst auf die Erde herab. Vorher war er
im Umkreis der Erde; dann kam er auf die Erde, und es vererbten sich
die Rassenmerkmale in der atlantischen Zeit und bis herein in unsere
nachatlantische Epoche. Wir werden sehen, wie in unserer Zeit die
Volksmerkmale das sind, was die Rassencharaktere wieder auseinander
bringt, was sie wieder auszulöschen beginnt. Das alles werden wir
noch später sehen. Wir müssen uns jetzt nur hüten, die Welt so zu
betrachten, als ob die Evolution nur wie ein Rad wäre, das anfangs-
und endlos um sich herumrollte; die Vorstellung von dem rollenden Rad,
die in mancher mystischen Weltanschauung so breit ausgeführt wird,
bringt eine furchtbare Verwirrung in den Begriff der eigentlichen
Menschheitsevolution. Wenn man sich den Vorgang so vorstellt, daß
sich alles sozusagen wie um ein bleibendes Zentrum herum bewegt, wobei
es in soundsoviele Rassen gegliedert ist, dann hat man eigentlich
keinen Begriff davon, daß alles sich in Entwickelung befindet, und
daß auch die Rassen sich entwickeln. Die Rassen sind entstanden und
werden einmal vergehen, werden einmal nicht mehr da sein. Sie
wiederholen sich nicht etwa immer in der gleichen Art, wie es bei Sinnett
falsch im «Esoterischen Buddhismus» dargestellt wird. In der
alten lemurischen Zeit müssen wir das Aufgehen der Rassenmerkmale,
der Rasseneigentümlichkeiten suchen; wir müssen dann deren
Sich-Fortpflanzen bis in unsere Zeit verfolgen, müssen uns dabei aber
klar sein, daß, wenn unsere gegenwärtige fünfte Entwickelungsepoche
von der sechsten und siebenten abgelöst wird, keine Rede mehr sein
kann von einem Zustande, den wir als Rasse werden bezeichnen können.
Wenn wir uns diese Entwickelung aber so vorstellen, als ob sie immer
nur gleichmäßig so fortrollte, dann haben wir nur eine Art Mühlrad
im Kopfe, sind aber weit entfernt von dem Verständnisse dessen, was
in der Welt wirklich vor sich geht.
Wir sehen also, wie die Rassenentwickelung erst beginnt in der
lemurischen Zeit durch das Hineinwirken der abnormen Geister der Form.
Da lassen diese Geister die Kräfte unseres Erdenplaneten eingreifen
an dem Orte, wo der Mensch seine erste Lebenszeit zu verbringen hat,
und das überträgt sich in gewisser Weise auch wieder auf das
spätere Leben, weil der Mensch ein Gedächtnis hat, durch das er sich
erinnert an die eigentlich abnormerweise vor dem einundzwanzigsten
Jahre auf der Erde zugebrachte Zeit auch in dem späteren Leben. Der
Mensch würde ein ganz anderes Wesen sein, wenn nur die normalen
Geister der Form wirkten. Durch die abnormen Geister der Form ist der
Mensch abhängig von dem Punkte der Erde, auf dem er lebt. Die
Abweichung von den Gesetzen der normalen Geister der Form ist auf die
eben geschilderte Weise entstanden, so daß bedeutsam wurde für den
Menschen der Punkt der Erde, auf dem er in einer bestimmten
Verkörperung lebt.
Wir werden diese Verhältnisse noch genauer begreifen durch die
folgende Betrachtung. Da können wir in gewisser Weise angeben, wie
der Untergrund, der Bodengrund, sein Wesen nach oben strahlt und die
menschliche Organisation durchdringt, so daß der Mensch abhängig
wird von diesem Erdenuntergrund. In dieser Beziehung können wir also
bestimmte Punkte der Erde angeben, die mit der menschlichen Wesenheit
entwickelungs-geschichtlich zusammenhängen. Wir werden auf diese
Verhältnisse noch genauer eingehen. Ich will sie jetzt in abstracto
charakterisieren.
Da haben Sie zum Beispiel (siehe Figur) einen Punkt, der im Innern
von Afrika liegt. An diesem Punkte wirken gleichsam von der Erde
ausstrahlend alle diejenigen Kräfte, welche den Menschen namentlich
während seiner ersten Kindheitszeit ergreifen können. Später wird
der Einfluß solcher Kräfte auf den Menschen geringer; er ist dann
diesen Kräften weniger ausgesetzt, aber sie prägen sich ihm mit dem,
was aus ihnen kommt, doch in der stärksten Weise auf. So also wirkt
jener Punkt auf der Erde, auf dem der Mensch lebt, am allerstärksten
in der ersten Kindheitszeit und bestimmt dadurch diejenigen Menschen,
die ganz abhängig sind von diesen Kräften, ihr ganzes Leben hindurch
so, daß jener Punkt ihnen die ersten Kindheitsmerkmale bleibend
aufprägt. Das ist ungefähr eine Charakteristik aller derjenigen
Menschen - in bezug auf ihren Rassencharakter -, die sozusagen um
diesen Erdenpunkt herum die bestimmenden Kräfte aus der Erde heraus
erhalten. Das, was wir schwarze Rasse nennen, ist im wesentlichen
durch diese Eigenschaften bedingt.
Wenn Sie nun weiter nach Asien hinübergehen, da haben Sie einen
Punkt auf der Erdoberfläche, wo die späteren Jugendmerkmale dem
Menschen aus den Erdenkräften heraus bleibend aufgedrückt werden, wo
das, was die besonderen Eigenschaften des späteren Jugendzeitalters
sind, aus der Erdenwesenheit heraus auf den Menschen übertragen wird
und ihm den Rassencharakter gibt. Die hier in Betracht kommenden
Rassen sind die gelben und bräunlichen Rassen unserer Zeit.
Wenn wir dann weiter von Osten nach Westen gehen, so finden wir
einen Punkt, der von Asien her gegen Europa zu liegt und der die
spätesten Merkmale, diejenigen Merkmale, welche gerade in dem
späteren, auf die erste Jugendzeit folgenden Lebensalter dem Menschen
zukommen, dem Menschen bleibend aufdrückt, den Punkt, wo der Mensch
nicht schon in der Kindheit von den Erdenkräften ergriffen wird,
sondern dann, wenn die Jugend in das spätere Lebensalter übergeht.
In dieser Art wird der Mensch von den Kräften ergriffen, die von
der Erde aus bestimmend für ihn sind, so daß wir, wenn wir diese
einzelnen Punkte ins Auge fassen, eine merkwürdig verlaufende Linie
erhalten. Diese Linie besteht auch für unsere Zeit. Der afrikanische
Punkt entspricht denjenigen Kräften der Erde, welche dem Menschen die
ersten Kindheitsmerkmale aufdrücken, der asiatische Punkt denjenigen,
welche dem Menschen die Jugendmerkmale geben, und die reifsten
Merkmale drückt dem Menschen der entsprechende Punkt im europäischen
Gebiete auf. Das ist einfach eine Gesetzmäßigkeit. Da alle Menschen
in verschiedenen Reinkarnationen durch die verschiedenen Rassen
durchgehen, so besteht, obgleich man uns entgegenhalten kann, daß der
Europäer gegen die schwarze und die gelbe Rasse einen Vorsprung hat,
doch keine eigentliche Benachteiligung. Hier ist die Wahrheit zwar
manchmal verschleiert, aber Sie sehen, man kommt mit Hilfe der
Geheimwissenschaft doch auf merkwürdige Erkenntnisse.
Wenn wir dann diese Linie weiterziehen, so kommen wir weiter nach
Westen nach den amerikanischen Gebieten hinüber, in jene Gebiete, wo
diejenigen Kräfte wirksam sind, die jenseits des mittleren
Lebensdrittels liegen. Und da kommen wir — ich bitte das nicht
mißzuverstehen, was eben gesagt wird; es bezieht sich nur auf den
Menschen, insofern er von den physisch-organisatorischen Kräften
abhängig ist, von den Kräften, die nicht sein Wesen als Menschen
ausmachen, sondern in denen er lebt -, da kommen wir zu den Kräften,
die sehr viel zu tun haben mit dem Absterben des Menschen, mit
demjenigen im Menschen, was dem letzten Lebensdrittel angehört. Diese
gesetzmäßig verlaufende Linie gibt es durchaus; sie ist eine
Wahrheit, eine reale Kurve, und drückt die Gesetzmäßigkeit im
Wirken unserer Erde auf den Menschen aus. Diesen Gang nehmen die
Kräfte, die auf den Menschen rassebestimmend wirken. Nicht etwa
deshalb, weil es den Europäern gefallen hat, ist die indianische
Bevölkerung ausgestorben, sondern weil die indianische Bevölkerung
die Kräfte erwerben mußte, die sie zum Aussterben führten. Von der
Eigentümlichkeit dieser Linie hängt das ab, was auf der Oberfläche
unserer Erde mit den Rassen sich abspielt, was von den Kräften, die
nicht unter dem Einfluß der normalen Geister der Form stehen, bewirkt
wird. Wo Rassencharaktere in Betracht kommen, da wirken sie in dieser
Weise. In unserer Zeit wird der Rassencharakter aber allmählich
überwunden.
So recht vorgebildet hat sich das schon in der allerfrühesten
Erdenzeit. Wenn wir bis in die alte lemurische Zeit zurückgehen
würden, so könnten wir die allerersten Ausgangspunkte der
Rassenentwickelung in der Gegend des heutigen Afrika und Asien finden.
Dann sehen wir später eine Herüberbewegung des Menschen nach der
westlichen Richtung, und in der Verfolgung der rassebestimmenden
Kräfte nach Westen können wir dann das Absterben in den Indianern
beobachten. Nach Westen mußte die Menschheit gehen, um als Rasse zu
sterben. Um aufzufrischen die Menschheit mit neuer Jugendkraft, findet
der Zug nach Osten statt, der Zug, der von Atlantis herüber über
Europa nach Asien sich bewegt. Dann geschieht eine Wiederholung des
Zuges nach dem Westen. Es wiederholt sich aber jetzt nicht die
Bewegung der Rassen, sondern gleichsam eine höhere Stufe der
Rassenentwickelung, die Entwickelung der Kulturen. In gewisser Weise
kann man sehen, daß die Entwickelung der Kulturen durchaus den
Charakter annimmt, der im Sinne einer Fortsetzung der Rassenlinie
liegt. So haben wir zum Beispiel diejenige Kultur, welche wir auch
schon in dieser Betrachtung mit genügender Bewunderung
charakterisiert haben, die uralt-
indische Kultur, die als erste nachatlantische Kultur erschien, zu
bezeichnen als die dem ersten Kindesalter entsprechende Epoche, wo der
Mensch in Beziehung auf die Wertschätzung der physischen Natur noch
schläft, und in seine Seele wirken hinein die Offenbarungen einer
geistigen Welt. In der Tat ist die erste, indische Kultur eine
Offenbarung von oben, eine Offenbarung aus spirituellen Höhen, und
sie konnte nur aus dem Grunde in die Menschen hineinwirken, weil der
Mensch unter den Einfluß der indischen Erde kam, unter dem er in weit
zurückliegender Zeit schon gestanden hatte. Damals in urferner
Vergangenheit wurde der physische Rassecharakter aus der Erde heraus
bestimmt; jetzt bei wiederholter Anwesenheit an demselben Erdenorte
wurde mehr eine Seelenbeschaffenheit, die des altindischen Menschen
bestimmt. Durch den Zug von Westen nach Osten ist eine solche
Jugendfrische aufgetreten, daß durch diesen Vorgang die
eigentümliche Geisteskonfiguration hervorgehen konnte, welche die
ursprüngliche indische Kultur charakterisiert. Sie werden sehen, daß
eine sehr alte indische Kultur, die noch nicht erforscht worden ist,
und von der nur ein Abkömmling ist, was heute die Wissenschaft
indische Kultur nennt, in dieser Weise ihre Erklärung findet,
nämlich dadurch, daß die atlantische Kultur sich in gewisser
Beziehung in der uralt-indischen wiederholt.
Wenn wir nunmehr die Kulturen, die sich in der nachatlantischen
Zeit gefolgt sind, betrachten, so können wir sehen, daß sie die
aufeinanderfolgende Wiederholung früherer im physischen Leibe
durchgemachter, aber wieder durch Verjüngung ganz anders gewordener
Verhältnisse darstellen. So sehen wir in der persischen Kultur eine
solche, welche in gewisser Weise mit dem zusammenhängt, was wir
nennen können ein Sich-Durchdringen desjenigen Menschen, der
vorzugsweise in der ersten menschlichen Lebenskraft lebt, wo er noch
den Einflüssen der abnormen Geister der Form hingegeben ist, mit den
Kräften, die von den normalen Geistern der Form stammen. Dieser
Gegensatz ist in der persischen Kultur in dem Bewußtsein und in der
Gestalt von Licht und Finsternis, von Ormuzd und Ahriman enthalten.
Je weiter wir herüber kommen nach Westen, desto mehr sehen wir,
wie die Eigenschaften eines reiferen Alters der Kultur aufgedrückt
werden. Wenn wir auch zugeben müssen, daß bis zur heutigen Gegenwart
die Schöpfungen der Menschen in höherem Grade noch abhängig sind
von den abnormen Kräften und Wesenheiten des Weltalls, so werden wir
es doch begreiflich finden, wenn gesagt wird, daß nicht mehr
ausschließlich mit Eigenschaften der Rasse die Menschen nach Westen
gehen. Auch können wir verstehen, daß in gewisser Weise der Zug der
Kultur ein solcher ist, daß die volle Jugendfrische der Kultur, das
produktive Element derselben immer mehr erstirbt, je weiter sie nach
Westen kommt.
Wer objektiv betrachtet, kann aus vielen Verhältnissen ersehen,
daß auch unsere Zeitkultur in dieser Weise gesetzmäßig bestimmt
ist. Man ist aber nicht geneigt, objektiv zu sehen. Wenn Sie aber das,
was sich ergibt, betrachten, das betrachten, daß in der Tat alle
Kultur im Flusse ist, da sehen Sie, daß, je weiter wir nach Westen
kommen, die Kultur immer unproduktiver wird. Sie nähert sich also als
Kultur dem Absterben. Je weiter nach Westen, desto mehr werden nur die
äußeren Teile der Kultur blühen, die, welche nicht Auffrischung
durch Jugendkraft erleben, sondern sich in gewisser Weise in das
Greisenhafte hinein ausleben. Daher wird der Mensch im Westen für die
Menschheit noch Großes und Gewaltiges leisten können in bezug auf
physikalische, chemische und astronomische Entdeckungen, für alles,
was unabhängig ist von der erfrischenden Jugendkraft. Das aber, was
produktive Kraft benötigt, das braucht in der Tat eine andere
Konfiguration der auf den Menschen wirkenden Kräfte.
Nehmen wir an, der Mensch wächst von der Kindheit bis zu einer
gewissen Stufe; dann erblüht eigentlich erst sein Geistiges. Zuerst
ist der Mensch ein physisch wachsendes Wesen. Es muß sich das, was
bei einem kleinen Knirps in einem engen Räume zusammengedrängt ist,
erst physisch ausdehnen. Dann wird die Menschenbildung in das Innere
zusammengedrängt. - So ist es aber auch mit der Menschheit im
großen. Wir sehen ein eigentümliches Gesetz, wenn wir die
charakterisierte Kurve verfolgen. Wir finden es sogar in den
Kontinenten ausgedrückt. Wir sehen, daß zunächst eine Art
ursprünglicher Anfangspunkt der physischen Menschenentwickelung in
Afrika vorliegt, daß dann der Raum, auf dem sich die Menschheit
ausbildet, sich ins Weite ausdehnt. Das finden wir dann in den weiten
Flächen der asiatischen Bildung. Große, mächtige Flächen bewohnt
der Mensch da.
Schauen wir nun auf die Wiederholung der Rassenbildung in den
nachatlantischen Kulturen. Wie der Mensch in der Jugend gleichsam
neugierig mit den Augen hinschaut in die Umgebung, so blickt der
Mensch der alten indischen Kultur in die Welt. Das hängt durchaus mit
den jugendfrischen Kräften zusammen, die den Menschen ausdehnen und
in seinem Wachstum in die Weite organisieren. Dann muß das Geistige
beginnen und muß sich das Physische zusammendrängen; da sehen wir,
daß, indem die Kultur in Europa fortschreitet, in merkwürdiger Weise
der Raum, auf dem diese Menschheit ausgebreitet ist, zusammengedrängt
wird in kleinere Dimensionen. Wir sehen, daß Europa der kleinste
Erdteil ist, und je weiter der Mensch nach Westen fortschreitet, desto
mehr strebt er nach einem Zusammendrängen. Er strebt in Halbinseln
hinaus ins Meer und schnürt sich immer mehr zusammen nach dem Westen
hin.
Dies hängt alles mit dem geistigen Gang der Entwickelung zusammen.
Sie sehen hier in eigenartiger Weise in die Mysterien der geistigen
Entwickelung hinein. Aber mit dem Zusammendrängen nach Westen hin ist
eine Krisis gegeben. Da ist eine Krisis, durch welche ein mehr
unproduktives Element zu wirken beginnt. Die Produktivität stirbt in
den Halbinselgebieten nach dem Westen hin in einer gewissen Weise ab.
Diese Unproduktivität zeigt sich in dem, was vorhin charakterisiert
worden ist, daß nämlich sozusagen selbst die Kultur, je weiter sie
nach Westen geht, ein starres, greisenhaftes, nach dem Absterben hin
gehendes Element annimmt. Das ist etwas, was in den Geheimschulen
immer bekannt war. Sie werden nun begreifen, daß ich sagte, das, was
ich mitteilen werde, könnte etwas gefährlich werden, weil die
Menschen entrüstet werden könnten. Und es darf noch lange nicht
alles gesagt werden, was dazu diente, den Menschen in bezug auf die
höheren Gebiete seines Wesens unabhängig zu machen, damit er
wahrnimmt, was aus der Erde rassebestimmend aufsteigt, was später den
Kulturcharakter bestimmt, und was in noch späterer Zeit wieder
unbedeutend werden wird, wenn der Mensch zum Geistigen wieder
zurückkehrt. Sie werden daher begreifen, daß mit diesem ganzen Gang
der Menschheitsentwickelung der Gang der geistigen Entwickelung, den
diejenigen immer gekannt haben, die tiefer in die Geheimnisse des
Daseins eingeweiht waren, zusammenhängt. Die Richtigkeit des Gesagten
hängt nicht davon ab, ob man für das eine mehr, für das andere
weniger begeistert ist; die hängt von der Notwendigkeit in der
Entwickelung ab. Wer gegen die Notwendigkeit sprechen würde, der
könnte nichts erreichen. Gegen sie sprechen heißt, ihr Hindernisse
in den Weg schieben. Daher ist es nur natürlich, daß in gewisser
Weise die Menschen, die in das Gebiet ziehen, das mehr nach Westen
liegt, sich eine Auffrischung wieder vom Osten holen müssen, einen
Einschlag vom Osten erhalten müssen, daß aber das mitteleuropäische
Gebiet sich auf die eigene Produktivität, wie sie vor der
Halbinselbildung bestanden hat, besinnen muß. Das ist der Grund,
warum in Europa gerade -ich meine in dem Strich, der unser gemeinsames
Gebiet umfaßt: Skandinavien und Deutschland - die Menschen sich auf
ihr eigenes Seelisches besinnen müssen, und warum dagegen gerade im
Westen aufgesucht werden muß der Teil der Menschheit, der etwas von
Osten übertragen erhalten soll. Das ist tief durch den
Gesamtcharakter der Erdenmenschheit bedingt. Sie sehen, daß selbst in
der theosophischen Entwickelung das sich noch wiederholt. Auch tritt
uns das entgegen in der vierten nachatlantischen Kultur bei dem
Römer- und Griechentum. Es ist Tatsache, daß die Römer in gewisser
Beziehung weiter sind als die Griechen, daß sie aber von dem von
ihnen eroberten Volke, welches weiter östlich wohnt, das Geistesleben
nehmen.
Das hier zutage tretende Gesetz wird immer mehr und mehr sich
bewahrheiten, je weiter die Gebiete nach Westen gelegen sind. Diese
großen Wahrheiten kann man im Grunde genommen nur andeutungsweise
sagen. Sie geben uns dasjenige, was dem inneren Charakter unserer
Mission für jedes Stück der Erdoberfläche entspricht. Sie sehen,
daß wir begreifen müssen dasjenige, was wir zu tun haben, um uns zu
dem Gemeinsamkeitscharakter der Menschheit zu erheben. Da liegt die
große Verantwortlichkeit, die man hat, wenn man eingreifen will in
die große Bewegung der Menschheit. Wo die große Bewegung der
Menschheit in Betracht kommt, da darf keine persönliche Sympathie und
kein persönlicher Enthusiasmus mitspielen. Denn nicht darauf kommt es
an, sondern darauf, was in den großen Gesetzen des Menschentums
bedingt ist. Das muß man aus den großen Gesetzen heraus erkennen und
sich nicht beeinflussen lassen durch Voreingenommenheit für dieses
oder jenes. So ist im Grunde genommen der Charakter des ganzen
Rosenkreuzer-tums. Rosenkreuzertum ist, zu wirken im Sinne der ganzen
Menschheitsentwickelung. Wenn man den Boden, auf dem man steht,
erkennt bis zur Insel- und Halbinselbildung, dann wird man fühlen,
welche Empfindung einen überkommen muß, wenn man im Sinne der
Menschheitsentwickelung wirken will.
Einstmals wurde der Mensch durch die abnormen Geister der Form
heruntergeführt auf die Erde, gebunden an die verschiedenen Punkte
der Erdoberfläche; dadurch wurde die Grundlage der Rassenentwickelung
geschaffen. Dann aber sehen wir immer mehr die Rassen sich vermischen.
Wir sehen eingreifen in die Rassenentwickelung, das heißt sich aus
ihr erheben die Volksentwickelung. Wir sehen sie hineingreifen bis in
die Entwickelung des einzelnen Menschen. Es ist ein großes Mysterium
damit ausgesprochen, wenn man etwa sagt: Wer war Plato in be-zug auf
seine äußere Wesenheit, in bezug auf das Hineingeborensein in die
Menschheit? Das war ein Mensch, der hineingewachsen war in das
Geschlecht der Soloniden, angehörte dem Stamme der lonier, dem Volke
der Griechen, der ganzen kaukasischen Rasse. - Das Verstehen, daß
Plato ein Solonide, ein lonier, ein Grieche, ein Kaukasier war, das
spricht, wenn man es in seiner Gesetzmäßigkeit durchschaut, ein
tiefes Mysterium aus. Es spricht das Mysterium aus, das uns zeigt, wie
auf der weiten Basis des ganzen Erdenplaneten zusammenwirken die
normalen und abnormen Geister der Form, die eigentlich das größte
Interesse daran haben, den Menschen zum Erdenmenschen zu machen. Es
spricht sich darin aus, wie sich durch dieses Zusammenwirken das
Menschentum spezifiziert, wie dann die anderen Wesenheiten eingreifen,
von denen wir bei der Charakteristik der einzelnen Völkerschaften
schon gesprochen haben. Jeder Mensch ist mit seiner Wesenheit an den
Vorgängen beteiligt, durch die alle die höheren Wesenheiten, diese
höheren Geister zusammenwirkend die Weltentwickelung gestalten.
Man versteht den einzelnen Menschen nicht, wenn man nicht sieht,
wie er in seiner Gesamtentwickelung dadurch, daß diese Wesenheiten
zusammenwirken, geworden ist. Dadurch, daß auf unserem Erdenplaneten
durch das geheimnisvolle Zusammenwirken der Geister der Form, die die
normale Entwickelung durchgemacht haben, und der Geister der Form, die
die abnorme Entwickelung durchgemacht haben, einmal eine kaukasische
Rasse geschaffen wurde, dadurch wurde der Grund und Boden dafür
geschaffen, daß ein Plato überhaupt werden konnte. Dadurch,
daß wir die abnormen und normalen Erzengel bis zu den Engeln
eingreifen sehen, sehen wir den Weg, der notwendig war, um einen Plato
hervorzubringen, der uns als menschliche Wesenheit, mit menschlichem
Antlitz, mit ganz bestimmten Verstandes-, Gefühls- und
Willenseigenschaften entgegentreten konnte. Zwischen der Rasse und der
Individualität liegt das Volkstum mitten drinnen.
Darum mußten wir heute die Grundbedingungen der Rasse im
allgemeinen charakterisieren. Morgen wollen wir das Herauswachsen des
Volkstumes aus den Rassen, das Eingreifen anderer Geister der
Hierarchien und insbesondere deren Eingreifen in das Wirken der
Geister der Form betrachten.