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Rudolf Steiner

Anthroposophische Leitsätze


MICHAELS ERFAHRUNGEN UND ERLEBNISSE

WÄHREND DER ERFÜLLUNG SEINER KOSMISCHEN MISSION

Man kann das Fortschreiten der Menschheit von der Bewußtseinsetappe, auf der sich der Mensch als Glied der göttlich-geistigen Ordnung, bis zu der gegenwärtigen, durch die er sich als eine vom Göttlich-Geistigen losgelöste Individualität mit Eigengebrauch der Gedanken erfühlt, vom Gesichtspunkte der Menschheit verfolgen. Das ist im letzten Aufsatz geschehen.

Man kann aber auch durch übersinnliches Schauen ein Bild von dem entwerfen, was Michael und die Seinen während dieser Entwickelungsströmung erleben, also dieselbe Tatsachenreihe von dem Gesichtspunkte Michaels schildern. Das soll diesmal versucht werden.

Es gibt zunächst eine älteste Zeit, in der man eigentlich nur von dem sprechen kann, was unter göttlich-geistigen Wesenheiten geschieht. Man hat es mit einem fortlaufenden Götterhandeln zu tun. Götter vollbringen, was ihnen die Impulse ihrer Wesenheiten eingeben; sie sind entsprechend befriedigt in dieser Tätigkeit. Und was sie bei alledem erleben, kommt allein in Betracht. Nur in einer Ecke im Felde dieses Götterhandelns ist etwas wie die Menschheit bemerkbar. Sie ist ein Teil in dem Götterhandeln.

Die geistige Wesenheit aber, die von Anfang an ihren Blick auf die Menschheit gelenkt hat, ist Michael. Er gliedert gewissermaßen das Götterhandeln so, daß in einer kosmischen Ecke die Menschheit bestehen kann. Und die Art, wie er sich da betätigt, ist verwandt dem Tun, das später im Menschen als Intellekt zur Offenbarung kommt; nur ist sie als Kraft betätigt, die in Ideenordnung durch den Kosmos strömt, Wirklichkeit verursachend. In dieser Kraft wirkt Michael. Die kosmische Intellektualität zu verwalten, ist sein Amt. Er möchte den weiteren Fortschritt auf seinem Gebiete. Und der kann nur darin bestehen, daß, was als Intelligenz durch den ganzen Kosmos wirkt, später sich konzentriert in der menschlichen Individualität. Was dadurch zustande kommt, ist dieses: es tritt in der Weltentwickelung eine Zeit ein, in der der Kosmos nicht mehr von seiner gegenwärtigen, sondern von seiner vergangenen Intelligenz lebt. Und die gegenwärtige Intelligenz ist in der menschheitlichen Entwickelungsströmung.

Michael möchte, was sich da innerhalb der Menschheit als Intelligenz entwickelt, fortdauernd im Zusammenhange mit den göttlich-geistigen Wesen erhalten.

Dem aber steht ein Widerstand entgegen. Was die Götter als Entwickelung durchmachen in der Linie von der Ablösung der Intellektualität von ihrem kosmischen Tun bis zur Eingliederung in die menschliche Natur hin, das steht offen als Tatsache in der Welt drinnen. Sind Wesen vorhanden, die ein Wahrnehmungsvermögen haben, durch das sie diese Tatsachen schauen können, so können sie sich diese zunutze machen. - Und solche Wesenheiten sind vorhanden. Es sind die ahrimanischen Wesen. Sie sind ganz dazu veranlagt, alles, was sich als Intelligenz von den Göttern loslöst, in sich aufzusaugen. Sie sind dazu veranlagt, die Summe aller Intellektualität mit ihrem eigenen Wesen zu vereinigen. Sie werden damit die größten, die umfassendsten und eindringlichsten Intelligenzen des Kosmos.

Michael sieht voraus, wie der Mensch, indem er immer mehr zum Eigengebrauch der Intelligenz vorrückt, sich mit den ahrimanischen Wesen begegnen muß und wie er dann ihnen verfallen kann, indem er eine Verbindung mit ihnen eingeht. - Deshalb bringt Michael die ahrimanischen Mächte unter seine Füße, er stößt sie fortwährend in ein tieferes Gebiet, als das ist, in dem der Mensch sich entfaltet. Michael, den Drachen zu seinen Füßen, ihn in den Abgrund stoßend: das ist das im Menschenbewußtsein lebende gewaltige Bild der hier geschilderten übersinnlichen Tatsachen.

Die Entwickelung rückt vorwärts. Die Intellektualität, die zuerst ganz im Bereiche der göttlichen Geistigkeit war, löst sich so weit los, daß sie zur Beseelung des Kosmos wird. Was vorher nur von den Göttern ausstrahlte, das erglänzt jetzt als die Offenbarung des Göttlichen aus der Sternenwelt. Vorher ward die Welt gelenkt durch die göttliche Wesenheit selbst, jetzt wird sie gelenkt durch die objektiv gewordene göttliche Offenbarung, hinter der die göttliche Wesenheit die nächste Stufe ihrer eigenen Entwickelung durchläuft.

Wieder ist Michael der Verwalter der kosmischen Intelligenz, insofern diese durch die Offenbarungen des Kosmos in Ideenordnung strömt.

Die dritte Phase der Entwickelung ist ein weiteres Loslösen der kosmischen Intelligenz von ihrem Ursprünge. In den Sternenwelten waltet nun nicht mehr die gegenwärtige Ideenordnung als göttliche Offenbarung; es laufen die Sterne und ordnen sich nach der in der Vergangenheit ihnen eingepflanzten Ideenordnung. Michael sieht, wie immer mehr, was er im Kosmos verwaltet hat, die kosmische Intellektualität, den Weg zur Erdenmenschheit nimmt.

Michael sieht aber auch, wie die Gefahr, daß die Menschheit den ahrimanischen Mächten verfällt, immer größer wird. Er weiß: für sich wird er Ahriman immer unter seinen Füßen haben; ob aber auch für den Menschen?

Das größte Erden-Ereignis sieht Michael eintreten. Aus dem Reiche, dem Michael selbst diente, steigt die Christus-Wesenheit hinunter in den Erdbereich, um da zu sein, wenn die Intelligenz völlig bei der menschlichen Individualität sein wird. Denn dann wird der Mensch den Drang am stärksten empfinden, sich an die Macht hinzugeben, die restlos in aller Vollkommenheit sich zum Träger der Intellektualität gemacht hat. Aber Christus wird da sein; er wird in derselben Sphäre durch sein großes Opfer leben, in der auch Ahriman lebt. Der Mensch wird wählen können zwischen Christus und Ahriman. Die Welt wird in der Menschheits-Entwickelung den Christus-Weg finden können.

Das ist Michaels kosmische Erfahrung mit dem, was er im Kosmos zu verwalten hat. Er tritt, um bei dem Gegenstande seiner Verwaltung zu bleiben, den Weg vom Kosmos zu der Menschheit an. Er ist auf diesem Wege seit dem achten nachchristlichen Jahrhunderte, ist aber eigentlich angekommen bei seinem Erdenamte, in das sich sein kosmisches Amt verwandelt hat, erst im letzten Drittel des neunzehnten Jahrhunderts.

Zwingen kann Michael die Menschen zu nichts. Denn der Zwang hat ja eben dadurch aufgehört, daß die Intelligenz ganz in den Bereich der menschlichen Individualität getreten ist. - Aber als eine majestätische vorbildliche Handlung, in der an die sichtbare zunächst angrenzenden übersinnlichen Welt, kann Michael entfalten, was er entfalten will. Mit einer Licht-Aura, mit einer Geistwesen-Geste kann da Michael sich zeigen, in der sich aller Glanz und alle Herrlichkeit der vergangenen Götter-Intelligenz offenbart. Zur Erscheinung kann er da bringen, wie die Wirkung dieser Vergangenheits-Intelligenz in der Gegenwart noch wahrer, schöner und tugendhafter ist als alles in unmittelbarer Gegenwarts-Intelligenz, das in trugvollem, verführerischem Glanz von Ahriman herströmt. Er kann bemerklich machen, wie/»r ihn Ahriman immer der niedrige Geist unter seinen Füßen sein wird.

Diejenigen Menschen, welche die an die sichtbare Welt angrenzende nächste übersinnliche schauen, nehmen so, wie hier geschildert, Michael und die Seinen bei dem wahr, was sie für die Menschen tun möchten. Solche Menschen sehen, wie der Mensch in Freiheit durch das Bild Michaels in der Ahriman-Sphäre von Ahriman ab zu Christus geführt werden soll. Wenn es solchen Menschen gelingt, durch ihr Schauen auch Herzen und Sinnen andrer Menschen aufzuschließen, damit ein Kreis von Menschen wisse, wie jetzt Michael unter den Menschen lebt, dann wird die Menschheit beginnen, Michael-Feste mit dem rechten Inhalt zu feiern, auf denen die Seelen werden in sich die Kraft Michaels aufleben lassen. Michael wird dann als eine reale Macht unter den Menschen wirken. Der Mensch aber wird frei sein und doch in inniger Gemeinschaft mit Christus seinen Geist-Lebensweg durch den Kosmos gehen.

Goetheanum, 19. Oktober 1924.

 

Lit.: GA 26

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